SGZ 24 TEILEN

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Das Leben teilen
»Alex, eine Ehe zu führen bedeutet nicht, nur eine Wohnung miteinander zu teilen. Ich will keine WG!« Sie weinte. Ja, jetzt weinte Melanie. »Den ganzen Tag sitzt du nur vor deinem Scheiß-Computer!«
»Ach und du etwa nicht? Ich gehe schon extra nicht ins Wohnzimmer, um dich nicht bei der Arbeit zu stören.«
»Wann immer ich in dein Büro komme, glotzt du auf diesen dämlichen Bildschirm und hast Kopfhörer auf.«
»Um dich nicht zu stören, Melanie!«
»Aber was soll das denn? Mit Kopfhörern störst du doch genauso, wenn du sprichst.«
»Ach, soll ich vielleicht nicht mit meinen Schülern sprechen? Soll ich denen auch nur Arbeitsblätter mailen und die Hände in den Schoß legen, weil die Eltern alles für mich übernehmen müssen?«
»Alex, darum geht es doch nicht. In deine Arbeit will ich dir nicht reinreden. Mach, was du für richtig hältst. Mir geht es um unser Zusammenleben.«
»Und was gefällt dir nicht an unserem Zusammenleben?«
»Wir leben nicht mehr zusammen. Wir leben nebeneinanderher.«
»Ich meine: Du hockst an deinem Computer und machst deinen Scheiß, ich hocke an meinem Computer und mache meinen Scheiß. Wir machen überhaupt nichts mehr zusammen. Wir gehen nicht essen, wir gehen nicht tanzen –« Sie warf die Arme nach oben.
»Ja wie denn auch?!«
»Wir könnten auch einfach mal spazieren gehen! Das ist doch nicht verboten!«
»Bei dem Wetter?« Bei dem Schnee und Eis könnte ich mit meinen Turnschuhen leicht ausrutschen. Und ich müsste mir nur für den Gang durchs Treppenhaus eine Maske anziehen. Reine Geldverschwendung. »Geh ruhig, wenn du spazieren gehen willst.«
»Siehst du, das meine ich. Dann bleib halt hocken!«

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