Die Schreibanregung des Monats Juni beschäftigt sich mit dem Genre Fantasy.
Grundsätzlich gilt: Du darfst jederzeit von meinen Vorschlägen abweichen. Es geht nur darum, dich zum Schreiben anzuregen.
Stufe 1: Für eine leichte Fingerübung ohne Genrekonventionen lass etwas mit einem Bücherregal in einem Wald passieren. Die Hauptfigur ist ein:e Clown:in.
Stufe 2: Für eine erhöhte Schwierigkeit soll diese Geschichte ins Genre Fantasy passen. Dazu ist Folgendes wichtig: Die Geschichte spielt in einer erfundenen Welt, die von fantastischen Figuren oder Tieren bevölkert ist. Häufig kämpft die Hauptfigur gegen sie, auch um andere bedrohte Figuren zu beschützen.
Beim Schreiben von Genreliteratur ist es wichtig, die gängigen Genrekonventionen einzuhalten, sonst enttäuschst du Erwartungen an deine Geschichte und brichst damit sozusagen dein Versprechen an die Leser:innen. Diese Konventionen sind allerdings Veränderungen unterworfen, neue Genre und Subgenre entstehen. Auch interessant: Eine Geschichte lässt sich häufig nicht klar nur einem Genre zuordnen. Mach dir also keine Sorgen, wenn du das Gefühl hast, deine Geschichte könnte auch in eine andere Schublade passen. Weitere Infos zu verschiedenen Genres und Subgenres gibt es hier, hier und hier.
Stufe 3: Das ist dir noch nicht spicy genug? Dann gebe ich dir dazu folgendes Thema: Ableismus
Nun aber ran an die Tasten! Lass mich gerne wissen, was aus dieser Schreibanregung für dieFantasy-Geschichte geworden ist. Schreib mir einen Kommentar und verlinke deine Geschichte oder poste die Geschichte im Forum mit Verweis auf diese Schreibanregung!
Der 3. Dezember ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen. Was liegt da näher, als euch da noch einmal unsere Worte gegen Ableismus ans Herz zu legen?
Ich, Mensch. Worte gegen Ableismus
Die Hürden im Alltag einer Rollstuhlfahrerin, der tägliche Kampf blinder Menschen oder das Unverständnis, das geistig Beeinträchtigten entgegenschlägt: 16 Menschen haben sich in Form von Gedicht, Kurzgeschichte, Essay und Bericht geäußert und teilen ihre ganz persönliche Sicht auf die Welt mit den Leser:innen. Geschildert werden Beispiele, wie Ableismus im Alltag aussehen und sich auf die Betroffenen auswirken kann – im Kontrast zu leuchtenden Vorbildern.
Erhältlich bei Amazon, Thalia, Weltbild und Hugendubel. »Ich, Mensch: Worte gegen Ableismus« ist erschienen im Frei!Geist Autorenverlag. Druckbuch 92 Seiten, ISBN 978-3-756521-23-4, 9,- EUR. Website des Verlags: https://www.autorenkollektiv-freigeist.de/
Ich, Mensch: Worte gegen Ableismus, Frei!GeistAutorenverlag 92 Seiten Druckbuch 9,- EUR, nicht als ebook erhältlich. ISBN 978-3-756-521-23-4 Erschienen am 10.08.2022 und erhältlich bei epubli, Amazon, Thalia, und Hugendubel.
Ich hatte euch ja schon neulich mal das Cover gezeigt. Mein erster Text, der in einem Verlagsbuch erscheint! Ich bin stolz auf mich, aber ebenso auf die anderen. Und ich habe sogar eine Kollegin vom BVjA-Stammtisch, Elke Jan, „wiedergetroffen“ die einen tollen Krimi beigesteuert hat. Sie ist unter anderem auch Sensitivityreaderin. Heute will ich euch aber das Buch näher vorstellen.
Klappentext: 16 Autorinnen und Autoren, 17 Texte zum Thema Behinderung und Ableismus in Deutschland, aus ganz persönlicher Perspektive. Gedicht und Kurzgeschichte, Essay und Bericht: In so vielfältigen wie originellen Formen kommen hier diejenigen zu Wort, die in der öffentlichen Debatte immer noch viel zu oft ausgeschlossen bleiben. Die Hürden im Alltag einer Rollstuhlfahrerin, der tägliche Kampf blinder Menschen oder das Unverständnis, das geistig Beeinträchtigten entgegen schlägt: Die Beitragenden in diesem Sammelband, der aus einem Schreibaufruf des Autorenkollektivs Frei!Geist hervorging, bieten bunte, kluge, anspruchsvolle Kommentare aus ganz verschiedenen Blickwinkeln zu einem Thema, das leider immer noch brandaktuell ist.
Gesamteindruck
Ich war etwas überrascht, wie dünn sich das Buch anfühlt. Aber 92 Seiten sind eben nicht viel im Vergleich zu den für einen Roman typischen Umfang von 300 Seiten oder mehr. Das tut der Qualität der Texte, die mich allesamt sehr berührt haben, jedoch keinen Abbruch.
Zu den einzelnen Texten
Ingo S. Anders – Störungen im Betriebsablauf oder Unplanmäßige Verkehrsbehinderungen Meine eigene Geschichte trägt einen etwas sperrigen Titel. Natürlich rezensiere ich mich nicht selbst, aber ich zeige euch die erste Seite als Leseprobe. Einfach nicht weiterlesen, wenn ihr bzgl. der Inhalte der anderen Geschichten nicht gespoilert werden wollt.
Für heute war das letzte Monster besiegt und auch die Feedbackrunde neigte sich dem Ende. Heiko richtete das Wort an Jürgen. »Wie schön, dass Du heute dabei warst, Jüjü. Wir hatten dich schon vermisst.« »Ja, es tut mir leid, aber ich finde einfach die Zeit nicht.« »Wegen Martin«, warf Sabine ein. »Ach ja …« Heiko schwieg lieber. Als Altenpfleger wusste er, wie belastend der Umgang mit Menschen mit Behinderungen für die Angehörigen sein konnte. »Es ist echt Wahnsinn, was der Jüjü alles leistet. Er macht so viel für Martin. Einkaufen, Kochen, Putzen, Waschen … eigentlich den ganzen Haushalt. Und das Geld für zwei verdient er auch noch! Ich könnte das ja nicht.« Sabine sah ihn anerkennend an. Jürgen rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. »Es geht schon viel Zeit dafür drauf …« »Dein Mann soll ja auch so was wie ein Leben haben, nicht wahr?« »Nee, Sabine, so kannste das jetzt auch nicht sagen. Martin geht zeitweise an Krücken, das ist alles. Ansonsten gehts dem nicht viel anders als uns auch.« »Ja, aber das ist doch schlimm! Dem muss man doch helfen«, widersprach sie. »Jüjü, sag doch auch mal was!« »Heiko hat schon recht. Es sind eigentlich nur die Krücken.« »Und uneigentlich?« »Darüber möchte ich nicht so gern sprechen.« »Jüjü!« »Also gut. Seine Launen sind schwer auszuhalten. Manchmal wird er plötzlich wütend und ich weiß nicht, warum. Er sitzt meistens da im Sessel wie ein Pascha und legt die Füße hoch. Ich bringe ihm dann, was er braucht, damit er nicht noch mal aufstehen muss. Als hätte ich nichts anderes zu tun. Aber er hat ja Schmerzen. Ich sehe ja, wie er das Gesicht verzieht, wenn er durch die Wohnung humpelt. Das kann ich nicht ertragen. Dann scheint plötzlich nichts zu sein und er schleppt schwere Einkäufe oder geht ohne Krücken zur Post, dann wieder braucht er sie sogar in der Wohnung. Ich will ja nicht, dass er leidet. Ich liebe ihn doch.« Tränen liefen über Jürgens Wangen. »Armer Jüjü.« Sabine tätschelte seinen Arm. »Du schlägst dich echt wacker«, sagte Heiko. »Falls du mal Fragen hast, kannst du dich gern an mich wenden.« »Danke.« Jürgen schniefte.
»Ich bin so maximal wütend auf ihn!« Martin verstaute seine Krücken unter dem Tisch. »Was hat Jürgen diesmal wieder angestellt?« Ella justierte ihr Hörgerät. »Ich bin ganz Ohr.« »Heute ist Donnerstag, richtig?« »Richtig.« Ella konnte sich ein erwartungsvolles Grinsen nicht verkneifen. »Am Montag bin ich wie üblich einkaufen gegangen. Weil viel auf dem Zettel stand, habe ich überlegt, ob ich mit dem Rucksack zweimal gehe oder ob ich es irgendwie hinkriegen kann, den Hackenporsche zu nehmen. Ich habe mich dann für Letzteres entschieden und auf eine der Krücken verzichtet. Das ging auch erstaunlich gut. Ich meine, ich entlaste ja nur das Knie. Es ist ja nicht so, dass ich sonst nicht laufen könnte, ich möchte nur vermeiden, dass ich wieder in Schonhaltung gehe, weil dann die Bandscheibe zickt … Egal. Jürgen also. Heute erzählt er mir, wenn ich am Montag noch eine halbe Stunde länger gewartet hätte, dann wäre sein Meeting zu Ende gewesen und dann hätte er auch selbst einkaufen gehen können oder er wäre mitgegangen und hätte die schweren Beutel geschleppt. Ich meine, was soll das denn? Ich bin doch kein Pflegefall! Ich kann mich selbstständig versorgen. Ich fand das so was von übergriffig!« »Hast du ihm das mal gesagt?« »Ach klar, die Ableismus-Diskussion hatten wir schon zigmal. Das ist wirklich müßig. Er kocht auch. Weißt du, ich habe gerade gefrühstückt, da fragt er, was ich zu Mittag essen will. Ich würde lieber mal selbst was kochen. Oder wegen mir auch zusammen, lecker Lasagne zum Beispiel, aber das geht nie, ohne dass er mir jeden Handgriff wegnimmt.« »Glaubt er, du kannst das nicht?« »Ja, kann sein. Ihm scheint gar nicht klar zu sein, dass es mir schlechter geht, je weniger ich selbst mache. Ich will nicht immobil werden. Wenn ich einen schlimmen Schub habe, dann kann ich ja keine fünf Minuten stehen ohne die Krücken. Und das sieht er ja nicht, wie es mir gerade geht. Aber der letzte schlimme Schub ist drei Jahre her. Und: Mit den Krücken geht es ja besser als ohne, auch wenn es schlimmer aussieht. Wenn er mal mit mir reden würde, hätte er das auch mitbekommen. Aber nein, länger als eine Stunde kann er sich ja nicht mit mir unterhalten, spielt aber problemlos mit seinen Freunden zehn, zwölf Stunden Rollenspiel am Stück.« »So lange?« »Mir wäre das definitiv zu lange mit so vielen Leuten in einer Gruppe. Ich würd da ja schon nach zwei Stunden aufm Zahnfleisch gehen. Aber er ist da ja irgendwie anders verdrahtet. Apropos spielen: Da kann er auch nicht abwarten, bis ich selbst eine Entscheidung getroffen habe. Der diktiert mir fast alles. So macht das keinen Spaß. Dabei spiele ich überhaupt nur ihm zuliebe mit ihm. Für mich ist das vertane Zeit.« »Wenn er eine Pflegestufe für dich beantragen will, kannste ihn zu mir schicken.« Martin lachte. »Lass mal, Ella. Noch komme ich gut allein zurecht und da finde ich es nicht angebracht, Pflegegeld zu kassieren. Aber ich komme gerne darauf zurück, sollte es sich ändern. So, das war mein Rant, du bist dran.« Entspannt lehnte er sich zurück.
Entstanden im Rahmen einer Schreibübung, bei der eine Figur von anderen Figuren gegensätzlich dargestellt werden sollte.
Für Menschen mit Behinderung [externer Link] stellt Ableismus [externer Link] eine Form von Diskriminierung dar. Dabei wird eine Person auf die Merkmale reduziert, die sie vom vermeintlichen Normalzustand unterscheiden.
Vorübergehend benötigte ich Unterarmgehstützen und habe in dieser Zeit Erfahrungen gemacht, die ich in meinem Alltag normalerweise nicht mache, da ich eine nicht-sichtbare Behinderung habe.
Persönliche Erfahrungen
Beispiele für positive Diskriminierung
Im Bus machten sehr viele Leute unaufgefordert einen Sitzplatz frei.
Türen wurden mir aufgehalten, die ich sonst selbst öffnen muss.
Beispiele für negative Diskriminierung
Bei einem Arztbesuch aufgrund akuter Beschwerden wurde mir die Untersuchung verweigert mit der Begründung, das dauere mit den Krücken zu lange. Ich sollte später wiederkommen, wenn ich sie nicht mehr brauche.
In einer anderen Praxis wunderte man sich, warum ich diese überhaupt aufsuchte, da sie nicht barrierefrei erreichbar war. (Es war die ausgewiesene Vertretung meiner Hausarztpraxis.)
In einem Supermarkt wurde ich an der Kasse gefragt, ob ich nicht jemand anderen zum Einkaufen schicken könne.
Eine Frau im Bus wollte mich dazu nötigen, mich an ihr abzustützen, obwohl ich mich sehr gut an der Haltestange festhalten konnte.
Ich kann nur für mich sprechen und ich persönlich mag übergriffige Hilfsangebote gar nicht. Wenn ich mit meinem Hackenporsche, in der anderen Hand einen unhandlichen Gegenstand, mit einer Tür kämpfe, gucken die Leute in der Regel auch nur untätig zu. Die wenigsten helfen. In solchen Situationen fände ich es eigentlich höflich, öfter mal einander die Tür aufzuhalten. Auch mit Kinderwagen, Koffern etc. Weil es aber so ist, dass man einander üblicherweise nicht hilft, finde ich es diskriminierend, sobald ich auf Krücken gehe, mir die Fähigkeit abzusprechen, selbst eine Tür zu öffnen. Das, was ich noch alleine kann, möchte ich auch selbstständig tun dürfen.
Nicht-sichtbare Behinderung
Über meine Erfahrungen mit Depressionen hatte ich bereits berichtet, Artikel über Manie und Psychose werden folgen. Bei nicht-sichtbaren Behinderungen ist es meiner Erfahrung nach für Außenstehende schwierig, diese zu fassen, weil man eben nichts sehen kann. Es scheint einfacher, sich vorzustellen und nachzuvollziehen, wie man wohl damit umginge, wenn man das eigene Knie vorübergehend nicht beugen darf und daher die oben erwähnten Unterarmgehstützen benötigt.
Beispiele für negative Diskriminierung
Ich wurde sowohl über- als auch unterfordert zu einem Zeitpunkt, als ich meine eigenen Bedürfnisse noch gar nicht benennen konnte, weil mein erster Kontakt mit der Psychiatrie, die (damals falsche) Diagnose ganz frisch war. Die einen behandelten mich wie ein rohes Ei, die anderen forderten, ich solle mich zusammenreißen; am Arbeitsplatz wies man mir keine Aufgaben mehr zu, um mich zu schonen. Ich saß also meine Zeit ab und litt furchtbar unter Selbstzweifeln und Grübeleien darüber, warum man mir plötzlich nichts mehr zutraute.
Bei Gesprächen, die in Unkenntnis meiner Erkrankung völlig akzeptiert waren, höre ich immer wieder: „Ich bin nicht dein Therapeut“ und „Du brauchst professionelle Hilfe.“ Es wurde gar nicht gesehen, dass ich die bereits in Anspruch nahm. Ich ging und gehe regelmäßig zu einer Psychiaterin, viele Jahre nutzte ich auch die Angebote der ambulanten Sozialtherapie (ASP), ich machte sogar eine Ausbildung zum zertifizierten Genesungsbegleiter (EX-IN). Vor allem aber nutzte ich die Zeit, um durch ausgiebige Selbstbeobachtung mit meiner Erkrankung leben zu lernen. Das ist meiner Meinung nach das Wichtigste bei einer chronischen Erkrankung. Denn es gibt kein Nachher, das so ist wie das Vorher. Insofern finde ich auch die Bezeichnung „Schnupfen im Kopf“ für psychiatrische Erkrankungen gefährlich bagatellisierend.
Beispiele für positive Diskriminierung
Unheimlich viele berichten von eigenen Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen oder von solchen aus dem engeren Umfeld, sobald ich meine offenbare.
Wenn ich Unzufriedenheit mit meiner Leistung, die hinter der von voll Berufstätigen in der Freizeit erbrachten zurückbleibt, ausdrücke, werde ich für meine dennoch gelobt. Selbst wenn ich mir ein neues, höheres Ziel suche, soll ich zufrieden sein mit dem, das ich bereits erreicht habe. Das begegnet mir ganz häufig, auch und gerade bei „professionellen“ Helfern. Warum darf ich mich nicht herausfordern?
Heute kann ich die Frage beantworten, wie ein Arbeitsplatz auf meine Bedürfnisse zugeschnitten sein muss, vor 9 Jahren konnte ich das nicht. Ich weiß, dass es nicht nur Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM) gibt, sondern auch geschützte Arbeitsplätze, Inklusionsbetriebe und neben anderen Angeboten zur Teilhabe eben auch die Möglichkeit, im ersten Arbeitsmarkt zu arbeiten. Was ich nicht wusste: Um in einer WfbM zu arbeiten, muss man erstmal werkstattfähig sein. Das bin ich laut einer Untersuchung vor fünf Jahren, als ich eine solche Tätigkeit für mich in Betracht zog, noch nicht gewesen. Auf der anderen Seite kann ich durchaus einen Minijob auf dem ersten Arbeitsmarkt ausüben oder mich selbstständig machen.
Noch eine Bitte: Wenn ihr euch im Gespräch mit mir überfordert fühlt, dann sagt das einfach, anstatt mich an ohnehin kaum verfügbare Therapeuten zu verweisen, die mir anders als meine Phasenprophylaxe nicht helfen können.
Umgang damit in meinen Geschichten
Ich mache mich nicht davon frei, selbst Vorurteilen aufgesessen zu sein, da Behinderungen so mannigfaltig sind, dass ich gar nicht alle kennen kann. Natürlich habe ich in einem meiner Entwürfe einen Rollstuhlfahrer drin, eben um Diversität reinzubringen. Genau das finde ich auf diese Weise nach Lektüre der anderen Beiträge zum #diverserdonnerstag mittlerweile falsch, da die Figur ansonsten keinerlei Funktion hat, sieht man von einer kleinen Statistenrolle ab. Deshalb werde ich diesen Aspekt streichen, da es in der Geschichte ansonsten nicht um Behinderungen geht. Ich würde einen solchen Exotenstatus für Menschen mit bipolarer Störung oder Trans*personen auch nicht wollen.
Was ich gemacht habe in Der Genesungsbegleiter: Ich habe den Figuren mit Depression und bipolarer Störung jeweils eine Hauptrolle gegönnt. So bleibt genug Raum, das Thema vielschichtig zu betrachten, auch wenn es sich um kein Sachbuch handelt. Man erlebt Mark und Lena in verschiedenen Situationen und bekommt so ein vollständigeres Bild, als seien sie nur irgendwo am Rande durchs Bild gehuscht. Trotzdem bleiben es einzelne Figuren, durch die möglicherweise bei den Leser:innen das Bild einer ganzen Personengruppe geprägt wird.
Ein Text von mir zum Thema „Leben mit Behinderung“ wird in einer Anthologie erscheinen. Noch warte ich auf den Autorenvertrag. Ich halte euch auf dem Laufenden.
Da ist er wieder der Schwarze Hund Er reißt mich nieder ganz ohne Grund
Ich liege im Dreck in Schuld und Scham und kann nicht mehr weg mein Bein ist lahm
So lahm wie mein Hirn Der Köter wedelt freudig mit feinem Zwirn für mein letztes Hemd
Tatsächlich geht es schon wieder besser. Ehrlich. Gut zwei Monate hing ich im tiefen Loch der Depression fest. Mal wieder völlig grundlos. Und das nach einer kurzen (4 Tage) Hypomanie, die mir schon Angst gemacht hatte. Wie jedes Auftauchen ist auch dieses mit der Angst verbunden, ob der Switch kommt oder ich es schaffe, mich in der Mitte zu halten. Oder ob es gleich wieder nach unten geht.
Mir wär jetzt danach, mir das Herz auszuschütten, aber das wäre ja nicht „professionell“ im Sinne eines beruflichen Auftretens als Schriftsteller auf dieser Website. ;) Wenn ich das aber komplett kaschiere, trage ich zu Nichtsichtbarkeit und Stigmatisierung psychischer Erkrankungen bei, weil der Eindruck entstehen könnte, mir schiene immer nur die Sonne aus dem Arsch. Nun, dem ist nicht so.
Was also tun? Mimimimi. ;) (Siehe oben.)
Ist mir noch zu helfen?
Ein Freund fragte mich, was man für mich tun kann, wenn es mir nicht gut geht. Darüber habe ich nachgedacht.
Was ein Freund für mich tun kann, wenn es mir (aufgrund meiner bipolaren Störung) nicht gut geht: • zuhören, auch als Empfänger von eMails • mir nicht nachtragen, wenn ich ohne Ankündigung wochen- oder monatelang in der Versenkung verschwinde • sollte ich quasseln wie ein Wasserfall ohne Punkt und Komma und dabei von Hölzchen auf Stöckchen kommen (kommt auch in Schriftform vor), mir das rückmelden und mich bitte nicht noch weiter mit Reizen fluten oder mich durch Nachfragen inspirieren / zum Nachdenken bringen – ich brauche, wenn ich nicht mehr schweigen kann, Isolation und Reizarmut, damit ich Schlaf finde, vielleicht moderate Bewegung, um mich auszupowern – etwas zu schreiben ist auch immer großartig, und wenn es nur ein paar Blatt Papier sind • bitte nicht ausnutzen, falls ich ungewöhnlich großzügig mit Geld um mich werfen sollte • bei Fremd- oder Eigengefährdung 112 rufen, bei Unsicherheit unter 310031 beraten lassen, ob 112 gerufen werden soll
Was ein Freund vorbeugend für mich tun kann, damit ich stabil bleibe und es mir gut geht: • zu meiner Tages-/Wochenstruktur beitragen durch regelmäßig wiederkehrende Verabredungen wie Spaziergänge (Tageslicht!), Telefonate/Chats, Singen, Tanzen, Schwimmen, … man könnte es auch Freizeit miteinander verbringen nennen *g • nach Absprache: mir rückmelden, wenn man den Eindruck hat, ich schlittere in eine Manie
In jedem Fall möchte ich meine Eigenverantwortung behalten und nicht auf meine Krankheit reduziertwerden! (Stichwort: Ableismus) Aber eigentlich reicht es, mir als Mensch zu begegnen. :)