Beim letzten #autor_innensonntag gab es das Thema »Toxische Positivität«, welches sich darauf bezog, dass es krank machen kann, wenn man (auf Instagram) um sich herumschaut und nur lauter Autor:innen wahrnimmt, die scheinbar ausschließlich erfolgreich sind und denen den ganzen Tag die Sonne aus dem Arsch scheint. Die sind natürlich nicht alle so – jeder hat gute und schlechte Tage, alles andere wäre unnormal. Aber es ging eben um die Art der Selbstdarstellung und wie man wahrgenommen wird durch Außenstehende.
Poste ich nur: Ich hab einen Verlagsvertrag bei xy, mein neues Buch kommt dannunddann raus, hier und dort bin ich bei der Lesung und schaut her, ich hab denundden Preis gewonnen, dann stehe ich als außerordentlich erfolgreich und professionell da.
Ergänze ich dann aber auch, ich hab mich hier und da beworben, wurde xmal abgelehnt, war enttäuscht, wollte alles hinschmeißen, und dann musste ich auch noch mit der Katze zum Tierarzt und konnte wegen wasweißich wochenlang nicht schreiben, weshalb ich meine Deadline nicht halten konnte … dann sieht das ganze schon ganz anders aus. Authentischer, wie ich finde. Als wenn man eben auch nur mit Wasser kocht.
Ich bin froh, dass ich auch in Schreibforen bin und auf Discord vernetzt bin, sodass ich weiß, dass es anderen Autor:innen auch so geht, dass andere Menschen auch oft an sich oder ihren Projekten zweifeln. Dass sich ihre Texte auch nicht von selbst schreiben. Dass sie auch hart arbeiten und sich manchmal zwingen müssen, um einen Roman zu Ende zu bringen oder sich überhaupt dranzusetzen.
Vergleichen schafft Leid.
Für mich ist es gefährlich, mich mit anderen zu vergleichen. Nehmen wir als Beispiel einen Sprint: In einer halben Stunde schreibe ich vielleicht 150 Wörter, 250 wenn es gut läuft. Eine andere 600 und die nächste 800. Und das wiederholt sich.
Das hat mir klargemacht, ich werde nie zu den Leuten gehören, die mehrere Bücher pro Jahr veröffentlichen. Ich kann froh sein, wenn ich überhaupt eins schaffe.
Das ist die Quantität. Auch bei der Qualität weiß ich, dass andere mir weit überlegen sind. Andere sind mir unterlegen, denke ich. Ich werde mich also irgendwo im Mittelfeld bewegen. Auf dem Buchmarkt werde ich also ohnehin untergehen in der Masse. Dieser Gedankengang ließ mich daran zweifeln, ob es sinnvoll ist, überhaupt weiter zu schreiben. Vielleicht ist es im Mittelfeld aber auch ganz angenehm.
Nun ist die Frage, für wen blogge ich oder an wen richtet man sich denn da bei Instagram oder überhaupt mit seinem öffentlichen Auftritt? Postet man da (auch) für Autor:innen? Beim #autor_innensonntag sicherlich, auf #autorenleben auch. Natürlich möchte man sich als Autor:in hauptsächlich an Leser:innen wenden, die eines schönen Tages mal mein Buch kaufen, an dem ich so viele Tage gearbeitet habe. Aber ich nehme an, ein großer Teil der Autor:innen sind ebenfalls Leser:innen. Also sagen wir mal so, es gibt sicherlich eine Schnittmenge, ein Teil meiner Zielgruppe wird auch selbst schreiben.
Und natürlich möchte man sich austauschen mit Kolleg:innen, mit ihnen zusammenarbeiten oder einfach Spaß haben. Vielleicht ist Instagram dafür gar nicht das richtige Medium und wirklich nur für einen Kontakt zu Leser:innen geeignet. Und vielleicht interessieren die sich wirklich nur für den »offiziellen« Teil von Autor:innen. Oder einfach nur fürs Produkt Buch. Ich weiß es nicht.
Was mich in dem Zusammenhang des Austausches getroffen hat, war die Aussage (in etwa) »Ich teile mein Leid nicht mit dem ganzen Internet, sondern mit einer guten Freundin.«
Dieser Satz ist mir aufgestoßen, denn genau dieses Verhalten führt doch zu dieser toxischen Positivität. Jede:r bekommt den Eindruck er:sie sei alleine mit seinen Problemen und allen anderen fiele das Schreiben immer nur leicht, also könne man selbst ja absolut kein Talent haben … Und dieser Satz unterstellt jenen, die offen auch über ihre Probleme schreiben, sie hätten keine (guten) Freunde.
Wenn ich mich daran halten wollte, könnte ich mein Blog wohl gleich wieder dichtmachen. Ich habe es wirklich versucht, habe mir einiges verkniffen, habe mir verboten, frei von der Leber weg zu schreiben. Ich wollte mir ja einen guten Ruf für mein tolles Pseudonym aufbauen. Ich habe in der letzten Zeit schon Follower verloren. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, oder daran, dass sich auf einmal nur noch alles ums Schreiben von Geschichten dreht. Auf der anderen Seite habe ich auch neue gewonnen. :)
Da kam mir wieder in den Sinn, was eine Kollegin neulich sagte: Du willst ja nicht Follower, Du willst Leser. Es bringt keinen Umsatz, wenn mir Leute folgen und alle fleißig meine Katzenfotos liken und dann keine Bücher kaufen. Genauso bringt es natürlich nichts, wenn mir Leute folgen, die mich für Supermann halten und anbeten oder sich an meinem Selbstmitleid ergötzen und dann keine Bücher kaufen. Aber wisst ihr was? Ihr braucht keine Bücher kaufen. Denn darum geht es mir überhaupt nicht. Ich schreibe die Bücher ja, weil ich es gern tue. Ich möchte mich damit beschäftigen und ich glaube, dass es diese Geschichten auf dem Buchmarkt geben sollte – sonst könnte ich ja auch nur für mich schreiben. Aber ich werde niemandem damit hinterherlaufen. Ich will nichts tun, um damit etwas zu erreichen. Ich will nicht bloggen oder bei Insta posten, um Bücher zu verkaufen. Wenn es sich so ergibt, dann fein. Wenn nicht, dann auch gut. Ich will nur das machen, was mir Spaß macht.
Ich möchte gerne authentisch bleiben, ohne zu viel mimimi zu machen. Denn dafür habe ich natürlich auch gute Freunde, an die ich mich wenden kann. Ich will mich nur nicht verstecken müssen, egal mit was.
Und nein, ich poste keinen kuttnermäßigen Bauch. Meinen sieht man auch dann, wenn ich bekleidet bin.