Wer die Wahl hat, sich zu verstecken

Wer die Wahl hat, sich zu verstecken

Man wollte nicht mit mir gesehen werden, als ich noch kein Passing hatte, aus Angst, dann auch für trans* oder schwul gehalten zu werden. Ich verstand das nicht. Jetzt verstehe ich.
Wer Angst hat und die Wahl, sich zu verstecken, wird das tun.

Viel Zeit verbringe ich zu Hause an meinem Schreibtisch. Meist deshalb, weil ich mich dort wohlfühle innerhalb meiner Komfortzone. Ich kann mich schreibend der ganzen Welt mitteilen und weil mein Computer mobil ist, kann ich mein Zuhause überallhin mitnehmen.
Doch an diesem Tag im Jahr 2022 saß ich vor Angst wie gelähmt auf meinem Stuhl.

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Weizen, blauer Himmel und ein Kleeblatt

Weizen, blauer Himmel und ein Kleeblatt

»Meinst du, mein Bett reicht aus für die beiden?«, fragte Samir und beäugte die nur einen Meter breite Schlafstatt skeptisch.
»Na klar, Yakov und Artjom sind doch ein Paar. Ist ja nicht wie bei uns. Bringt bestimmt Leben in die Bude«, sagte Azis mit einem Augenzwinkern.
Der junge Syrer schenkte dem Deutschtürken ein Lächeln. Vor sieben Jahren hatten die beiden sich über den Queer Refugee Support kennengelernt, als Samir dringend nach einer sicheren Bleibe gesucht hatte. Wo er keine Angst haben musste, wegen seiner Homosexualität angegriffen zu werden. Bei Azis hatte er sich sofort wohlgefühlt und ungewöhnlich schnell Vertrauen gefasst. Bald hatten sie sich angefreundet und so war aus der provisorischen Wohngemeinschaft eine dauerhafte geworden.

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trans*, nicht-binär #diverserdonnerstag

trans*, nicht-binär #diverserdonnerstag

Jedes Jahr am 17. Mai ist der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie, kurz IDAHOBIT. Dieses Datum hat sich etabliert als wichtigster Tag für weltweite Aktionen der LGBTI-Community.
Deshalb eignet es sich auch gut, um über nicht-binäre Personen und trans* zu sprechen.

Für mich ist trans* immer so der Überbegriff für alles, das irgendwie mit Transsexualität, Transidentität, Transgender, Transition, trans Männern, trans Frauen, trans Menschen überhaupt zu tun hat. (Für mich persönlich bevorzuge ich eigentlich die Schreibweise Transmann, Transleute usw. aber seit meiner aktiven Zeit hat die mehrheitlich bevorzugte sich verändert.) Plump gesagt sind trans Leute dabei diejenigen, die irgendwelche geschlechtsangleichenden Maßnahmen machen, um sich irgendwie auf den Weg zu machen, Mediziner unterscheiden da gerne zwischen MzF und FzM, um uns und die richtige Behandlung nicht zu verwechseln. :-D

Persönliche Erfahrungen

Ich bin also ein Transmann, ich habe meine Geschlechtsangleichung hinter mir. Für mich stand es immer fest, dass es (für mich) nur zwei Geschlechter gibt, auch wenn ich gendertheoretischen Modellen, die Geschlecht auf einer Skala von männlich zu weiblich (x-Achse) und agender zu androgyn (y-Achse) sehen. Ich bin da dann so bei etwa 80% männlich, je nach Tagesform (rasiert, unrasiert, Kleidungswahl, ..), ein Stück unterhalb der x-Achse. :-D

Vielleicht kommt von mir eines Tages noch ein Buch von mir über meinen Transweg, aber so als kurze Zusammenfassung, was man zu meiner Zeit über sich ergehen lassen musste:

  • Inting (Klärung der eigenen Geschlechtsidentität, nachdem man herausgefunden hat, dass es trans* gibt)
  • Entdeckung vieler Möglichkeiten, Entscheidungen treffen, welche Maßnahmen die richtigen sind, mit denen man leben können muss
  • Outing, im Freundeskreis, bei der Familie, beim Arbeitsplatz, bei Behörden, Ämtern – ja, schlichtweg allen Kontaktpersonen, spätestens im Zuge der Namensänderung
  • Psychotherapeuten suchen, da die Krankenkasse 18 Monate Therapie vorschreibt
  • Endokrinologen suchen und sich beraten lassen
  • Operateure suchen und sich beraten lassen, sich das Gespräch quittieren lassen für den MDK
  • Gutachter suchen, die das Go für die Namensänderung bei Gericht geben
  • Vornamens- und Personenstandsänderung beim Gericht beantragen
  • fast Verzweifeln über die Warterei

Ich hasse Warten!

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Own Voices #diverserdonnerstag

Own Voices #diverserdonnerstag

Als Own Voices („eigene Stimmen“) bezeichnet man Menschen, die aus eigener Erfahrung schreiben. Sie tragen die Merkmale ihrer Figuren selbst, haben etwa eine Krankheit, Behinderung, sexuelle Identität oder sind Angehörige und die Figur in der Geschichte ist ebenfalls angehörig. Üblicherweise sind marginalisierte Gruppen gemeint, aber nicht immer. Dabei kann die Geschichte fiktiv sein, vor allem im Fantasy-Bereich.

Begriffserklärung diesmal von mir und nicht aus der Wiki. Merkt man, oder?

Die Verlegerinnen Grit Richter und Ingrid Pointecker unterhalten sich in diesem Podcast (PhanLita, Folge 8) über das Thema Own Voices und erklären eingangs den Begriff.

Warum sind Own Voices wichtig?

Klischees in Geschichten prägen das Bild von Personengruppen in der Öffentlichkeit. Klischees landen vermehrt in Geschichten, wenn Autor:innen ihrer Fantasie freien Lauf lassen – das ist ja ihr Job! – und Vermutungen darüber anstellen, wie das Leben einer Figur im Alltag sein könnte. Das ist Bestandteil der Figurenentwicklung. Gehe ich dabei ausschließlich von mir aus (um nicht falsch zu machen), sind meine Figuren alle weiß, psychisch krank, berentet, schwul, trans*, männlich und haben eine Behinderung. Etwas einseitig, oder?

Denke ich mir einfach etwas aus, weil ich das vielleicht irgendwo schon so ähnlich gelesen oder in einem Film gesehen habe und hake nicht weiter nach (um mir Arbeit zu sparen), dann entsteht ein falsches Bild. Ich müsste also beispielsweise recherchieren, um jemanden in einem Beruf arbeiten zu lassen, den ich selbst nie ausgeübt habe – warum also nicht auch hinsichtlich anderer Lebenserfahrungen?

Weil wir Menschen Geschichten gerne glauben wollen, glauben wir auch, dass Polizisten und Pathologen ständig die Regeln brechen, um die Kriminellen zu überführen. Zumindest bis zum Ende des Films.

Bin ich erst Own Voice, wenn ich meine Erfahrung publik mache?

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