Ingo S. Anders liest erstmals live aus seinem Debüt Tobaksplitter. Der Autor präsentiert Erinnerungssplitter aus nicht ganz so hartem Tobak: kurze Geschichten aus seiner Zeit der Geschlechtsangleichung. Nach der Lesung mit Buchverkauf ist Gelegenheit, mit dem Autor ins Gespräch zu kommen. Eintritt frei.
Save the date!
Montag, 31.07.23, 18-20 Uhr.
Veranstaltungsort der Lesung ist das Pride House, das dieses Jahr im Integrations- und Familienzentrum (IFZ)/Schorsch untergekommen ist. Adresse: Rostocker Str. 7, 20099 Hamburg, Seminarraum 2.
Das diesjährige CSD-Motto lautet „Selbstbestimmung jetzt! Verbündet gegen Trans*feindlichkeit„, womit u.a. die Abschaffung des TSG (Transsexuellengesetz) und die Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes gefordert wird, welches schon lange in trockenen Tüchern hätte sein sollen. Unsere Forderungen auf der Website von Hamburg Pride.
Ausgewählt habe ich ausschließlich Texte, die trans* thematisieren, auch wenn sich das Buch nicht darauf beschränkt. Ich bringe zudem einen Text mit, der in der noch nicht veröffentlichten Anthologie (Lies: Wir tun es wieder!) erscheinen wird. Wenn alles klappt, wird dieses Buch ebenfalls erhältlich sein.
Es ist meine erste Lesung, bei der ich Tobaksplitter live präsentieren werde und vor allem ist es meine erste Solo-Lesung überhaupt. Ich bin froh, dass Hamburg Pride die Möglichkeit bietet, kostenlos aufzutreten, und auch die Veranstaltung bewirbt. So ist der Rahmen gegeben und ich kann mich quasi ins gemachte Nest setzen. Dazu kommt, dass dieses Jahr das CSD-Motto „Selbstbestimmung jetzt! Verbündet gegen Trans*feindlichkeit“ zu mir und meinen queeren Texten wie die Faust aufs Auge passt und wenn ich jetzt nicht auf die Bühne gehe, dann nie. Ich muss nur ein Anmeldeformular ausfüllen und dann – ja, eben „nur“.
Ich als Bürohengst habe nichts gegen Formulare, wie ihr wisst, aber bei diesem packt mich das Lampenfieber. Es erinnert mich an die Zeit, als mir beim Einreichen von Wettbewerbsbeiträgen der Angstschweiß ausbrach. Die ersten konnte ich nicht einmal alleine absenden, zu groß war die Angst, zu versagen. Inzwischen habe ich so viele Absagen kassiert, dass ich mich daran gewöhnt habe, dass das eben die Regel ist und nicht die Ausnahme. Die Übung hat dazu geführt, dass mir das nicht mehr schwerer fällt als jede andere Mail auch. Nun hoffe ich, dass es mir mit den Lesungen ähnlich gehen wird.
Denn eigentlich trete ich gerne auf. Eigentlich werde ich gerne gehört. Ich habe nur Angst vor Ablehnung. Bei manchen Texten ist es doch sehr schwer, zwischen dem literarischen Ich und meiner Person zu trennen – vor allem dann, wenn ich weiß, dass es sich um autobiografische Elemente handelt.
der Leser zum Buch. Einen Brotjob muss freilich nicht jede:r Autor:in haben, viele aber schreiben nebenberuflich und träumen noch davon, eines Tages genug Geld mit den Büchern zu verdienen, dass sie sich voll und ganz darauf konzentrieren können. Viele machen sich dann ganz selbstständig und ergänzen ihr Einkommen durch buchnahe Tätigkeiten wie Lektorat, Korrektorat, Sensitivityreading und Coaching.
Ich gehe den umgekehrten Weg, denn ich hatte ja die letzten Jahre als Erwerbsminderungsrentner den lieben langen Tag Zeit für das Schreiben. Und zwar nur für das Schreiben (okay: und Arzttermine) – bis ich mit Tobaksplitter mein erstes Buch veröffentlichte. Denn dann ging es los mit dem Marketing und der Buchhaltung, der Organisation von Lesungen (okay: einer Lesung), der ständigen Präsenz in den Sozialen Medien (okay: erst mal nur Instagram) und der Notwendigkeit, das alles irgendwie zu erledigen und trotzdem noch Zeit und Muße fürs Schreiben zu finden. Wie viel andere bei Insta machen und wie häufig andere einen neuen Roman auf den Markt bringen, hat mir gezeigt, dass ich da nie und nimmer mithalten kann. Mit Verlag oder ohne, ich werde stets eine Randerscheinung bleiben. Da ich überwiegend über Nischenthemen schreibe, macht das ja auch nichts, solange ich nur genug Sichtbarkeit bekomme, damit die potentiellen Käufer:innen auch vom Buch erfahren. Doch woher nehmen wenn nicht noch mehr investieren?
Der andere, für mich persönlich viel wichtigere Aspekt ist, dass ich überhaupt keine Energie und auch keine Lust, oft nicht mal die Zeit hatte, etwas zu schreiben. Nicht Kurzgeschichten, erst recht nicht am Roman. Dabei wollte ich mir doch genau dafür eine Präsenz aufbauen: damit ich schon eine Fanbase habe, wenn mein Roman dann mal rauskommt … irgendwann. Außerdem stellte ich fest, dass ich Tages- und Wochenstruktur brauche. Es ist zwar verlockend, sich einfach ins Bett legen zu können, wenn man erschöpft oder müde ist, aber es zieht auch die Stimmung runter, wenn man unterm Strich zu viel schläft. Auf der anderen Seite mache ich mir immer noch Sorgen, wenn ich voller Freude nachts schreibe, dass ich gerade in eine Hypomanie rauschen könnte …
Deshalb und auch weil ich mich nach Anleitung und konkreten Aufgabenstellungen sehne, will ich wieder in bezahlte nichtselbständige Arbeit. Auf dem Weg bin ich seit Januar letzten Jahres, seit Oktober habe ich eine Jobcoach, mit der ich zweimal die Woche Sitzungen hatte. Und am Dienstag geht es dann mit der Arbeitserprobung los. Erst mal drei Stunden einmal in der Woche. Heute war ich beim Vorgespräch. Parallel dazu werde ich an einen Kurs teilnehmen mit dem Oberthema Kommunikation. Ich bin gespannt auf Austausch zu den Themen Verhaltensstile im Kritikgespräch, Konzentration und Selbstsicherheit. Vor allem Selbstsicherheit brauche ich. Wenn ich Glück habe, bin ich ab Mai in der Ergotherapiepraxis meiner Wahl beim Gruppentraining Sozialer Kompetenzen dabei – da entscheidet das Los im April.
Heute habe ich also meinen neuen Arbeitsplatz kennengelernt. Das Vorgespräch war ganz angenehm und diesmal habe bei der offen gestellten Frage „Erzählen Sie mal etwas über sich“ keinen Blackout gehabt. Ganz simpel kurz die wichtigsten beruflichen Stationen abgehandelt, ohne zu hetzen oder mich zu verhaspeln – so sollte es mal in einem Bewerbungsgespräch laufen. Der Raum, in dem ich arbeiten werde, bietet drei Computer-Arbeitsplätze, die aber nachmittags (In meiner Welt fängt der Nachmittag um 14 Uhr an, aber dort muss ich um 12:30 schon anfangen.) alle frei sind. Das heißt: Quasi Einzelbüro. Mobiliar stört mich ja nicht. Und es gibt kein Telefon am Platz. Das bedeutet, ich bin auch davon erst mal verschont. Wohl habe ich aber die Möglichkeit, später mal Telefonieren zu üben, wenn ich das unbedingt will. Einzelne Anrufe kann ich an bestimmten Arbeitsplätzen erledigen, aber üblicherweise sollte das gar nicht notwendig werden. Zunächst geht es aber nur um die Überprüfung, ob ich den Rahmenbedingungen da draußen wieder gewachsen bin. Regelmäßig zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort aufschlagen. Krankmelden, wenn es mir nicht gut geht. Einfache Aufgaben wie etwa Adressrecherche erledigen, Kommunikation mit den Ansprechpartnerinnen. Und weiteres erfahre ich dann am Dienstag.
Das Schreiben macht als Hobby so unglaublich viel Spaß. Es fühlt sich anders an, wenn es nicht in Arbeit ausartet. Wenn ich es nicht tun muss, um etwas zu erreichen, sondern tun darf, weil ich die Möglichkeit dazu habe. Das ist nicht gleichzusetzen mit minderer Qualität! Ich habe dann einfach nur nicht diesen Zeit- und Erfolgsdruck, den ich habe, wenn ich von mir erwarte, kostendeckend zu arbeiten. Das klappt einfach nicht in jedem Jahr, schon gar nicht am Anfang. Nach dem, was ich inzwischen so mitbekommen habe, liege ich mit den Verkaufszahlen auch gar nicht so schlecht, wie ich das gedacht hatte.
Wenn ich dann also das nächste Mal eine Deadline verbaselt habe, kann ich sagen: Musste arbeiten. Auf Arbeit als Ausrede freue ich mich so richtig!
Mit Manie diesmal mit einem eigenen Thema von mir. Für mich gehört die Manie durch meine bipolare Störung zu meinen Depressionen dazu, ebenso wie „psychotische Exazerbationen“. Ich habe also auch Psychoseerfahrung. Doch das wird später ein eigener Beitrag.
Die Wikipedia sagt dazu:
Eine Manie ist eine affektive Störung, die meist in Episoden verläuft. Antrieb, Stimmung und Aktivität befinden sich in einer Manie weit über dem Normalniveau.
Das hört sich ja toll an, als könnte man sehr viel mehr leisten als andere, die nicht manisch sind? Weit gefehlt.
Persönliche Erfahrungen
Das Problem bestand für mich darin, dass ich mich nicht nur übernahm und überschätzte und die Erschöpfung immer größer wurde; mein Denken wurde auch mit der Zeit inkohärent – ich sprang so sehr von Hölzchen auf Stöckchen, dass mir niemand mehr folgen konnte.
In dieser Phase hatte ich schon Logorrhoe, ein mit „Sprechdurchfall“ treffend bezeichnetes Symptom, das beschreibt, dass die Menschen nicht mehr schweigen können, selbst wenn sie wollen. Das habe ich selbst mehrmals erlebt. Ich erinnere mich da an eine Situation, als ich mit einem Freund an der Elbe saß und er Ruhe wünschte, einfach gemeinsam mit mir schweigen wollte, was für mich beim besten Willen unmöglich war.
Wie die Zeit rennt, wenn man plötzlich was zu tun hat! Trotzdem bin ich noch nicht so recht bereit, das alte Jahr gehen zu lassen. Ich muss erst noch aufräumen, innerlich.
Wie ist das letzte Jahr gelaufen? Habe ich meine Ziele erreicht oder mir zu viel vorgenommen?
Für das vergangene Jahr hatte ich mir vorgenommen:
Meinen zweiten Roman runterschreiben.
Meinen ersten Roman überarbeiten.
Aktion »100 Geschichten in 100 Tagen« im Blog starten.
Die 100 Tage-Aktion habe ich nicht nur gestartet, sondern auch abgeschlossen. Das war das unwichtigste Ziel und im Nachhinein betrachtet vielleicht nicht die klügste Idee, weil ich mir nicht die Zeit genommen habe, alles vernünftig zu verschlagworten. Wie das mit den Hashtags funktioniert, habe ich erst so richtig bei Instagram gelernt. Content habe ich jetzt, aber „Oh je, was sollen die Nachbarn denken?“ ;) Ich meine, wenn man neu auf meine Seite kommt und sieht die Früchte meiner eilends dahergetippten Schreibübungen, dann kann der Eindruck entstehen, das sei mein übliches Niveau und nun ja, das dürfte nicht gerade verkaufsfördernd sein. Was tun? Einfach löschen zerstört sämtliche Referenzen. Am besten, ich erwähne es nicht wieder, lasse gehaltvollere Artikel sprießen und das Ganze in Vergessenheit geraten.
Die Überarbeitung meines ersten Romans habe ich zwar in Angriff genommen, mich dann aber gleich wieder ablenken – na ja, ins Tal der Depression fallen – lassen. Fertig bin ich damit noch nicht, hatte aber auch erst im Oktober damit angefangen. Schade, denn das wäre mir eigentlich das Wichtigste gewesen. Es scheint mir aber auch die schwierigste Aufgabe. Für mich ist es einfacher, mir aus dem Nichts heraus etwas einfallen zu lassen, als dann Entscheidungen darüber treffen zu müssen, was wie geändert werden soll. Hierfür will ich mir mehr Zeit nehmen, am besten täglich.
Der zweite Roman ist viel zu kurz geraten, aber zum Ende bin ich gekommen. Ein Erfolg? Auch hier habe ich das gesetzte Ziel von 55.000 Wörtern nicht erreicht, aber 22.000 Wörter ersprintet. Daraus lerne ich, dass Schnellschreiben für mich wirklich nur dann Sinn macht, wenn es darum geht, mir das Schreibrohr freizupusten. Arbeit an Romanen erfordert sehr viel mehr Planung und einen koordinierten Blick auf das Gesamtwerk; kurze Texte lassen sich einfach mal so aus dem Handgelenk schütteln und bedürfen mit Glück nur wenig Bearbeitung. Dieses Projekt soll erst dann wieder oberste Priorität bekommen, wenn ich mit dem Erstling in eine andere Bearbeitungsphase eingetreten bin, also etwa auf Verlagssuche bin oder erneut aus Betriebsblindheit eine Pause brauche.
(c) A&K Coverdesign
Nicht geplant war die Buchveröffentlichung. Die war unheimlich aufschlussreich und hat Riesenspaß gemacht, war aber auch zeit- und energieraubend und hat zur Folge, dass mir nun fürs Schreiben dauerhaft weniger Zeit bleibt, weil ich mich um Buchhaltung und Werbung kümmern muss. Wobei ich die Werbung ehrlich gesagt sträflich vernachlässige. Da muss ich mehr tun.
Ich brauche einen zweiten Ruhetag, an dem ich schreiben darf, aber nicht muss. Es kommt mir einfach zu oft ein Wettbewerb dazwischen, für den ich mal eben schnell was schreiben will, was dann doch mehr Zeit in Anspruch nimmt als gedacht, auch wenn es „doch nur was Kurzes“ ist.
Ab und zu eine Kurzgeschichte für eine Ausschreibung
Mehr Energie in Werbung stecken
Zwei Ruhetage pro Woche
Meinen zweiten Roman ausarbeiten
Da ich auch noch einige Zeit ins Networking stecke (Stammtische und so), muss ich mal schauen, wie ich mit allem zurechtkomme. Einen konkreten Plan, wie es hier im Blog weitergeht, habe ich noch nicht. Ich bleibe aber auf jeden Fall am Ball. Es wird weiterhin mit Büchern und mit meinem Schreiben zu tun haben. ;)
Da den Auftakt eine umfangreiche Weihnachtsgeschichte bildet, passt das Video auch gut zu Nikolaus. Die folgenden Geschichten sind nicht unbedingt für Kinder geeignet. Schließlich sollte es ja gruselig sein. Besonders gruselig finde ich allerdings meine Stimme. -.-
15:08 Mario Bartling – Der kleine Floh 53:08 Ingo S. Anders – Für immer 1:03:23 Alexander Hörl – Tränen eines Monsters 1:26:30 Ingo S. Anders – Irre gesund 1:36:26 Grit Stange – Gefangen 1:56:09 Ingo S. Anders – Herr Otto Mayer 1:59:34 Ingo S. Anders – Tschüss.
Vielen Dank an die Brennenden Buchstaben, an Kueperpunk Korhonen für die Moderation und Barlok Barbosa für die Kulissen sowie an das Publikum „vor Ort“. Es hat großen Spaß gemacht, live dabei zu sein!