Buchvorstellung: Just Bunt – Worte über Queerness

Buchvorstellung: Just Bunt – Worte über Queerness

Just Bunt: Worte über Queerness, Frei!Geist Autorenverlag
108 Seiten
Druckbuch 9,- EUR, nicht als ebook erhältlich.
ISBN 978-3-7575-5378-4
Erschienen am 31.05.2023 und erhältlich bei epubli, Amazon, Thalia und Hugendubel.

Mit Ich, Mensch: Worte gegen Ableismus bin ich das erste Mal mit einem Text in einer Anthologie des Autorenkollektivs Frei!Geist vertreten. Jetzt ist es pünktlich zum Pride Month das zweite Mal soweit und es wird queer!

Klappentext:

Die Beitragenden in diesem Sammelband, der aus einem Schreibaufruf des Autorenkollektiv Frei!Geist hervorging, bieten bunte, kluge Kommentare zu einem Thema, das uns unverändert alle angeht.

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Lesung im Pride House am 31.07.23

Lesung im Pride House am 31.07.23

Ingo S. Anders liest erstmals live aus seinem Debüt Tobaksplitter.
Der Autor präsentiert Erinnerungssplitter aus nicht ganz so hartem Tobak: kurze Geschichten aus seiner Zeit der Geschlechtsangleichung.
Nach der Lesung mit Buchverkauf ist Gelegenheit, mit dem Autor ins Gespräch zu kommen. Eintritt frei.

Save the date!

Montag, 31.07.23, 18-20 Uhr.

Veranstaltungsort der Lesung ist das Pride House, das dieses Jahr im Integrations- und Familienzentrum (IFZ)/Schorsch untergekommen ist.
Adresse: Rostocker Str. 7, 20099 Hamburg, Seminarraum 2.

Das diesjährige CSD-Motto lautet „Selbstbestimmung jetzt! Verbündet gegen Trans*feindlichkeit„, womit u.a. die Abschaffung des TSG (Transsexuellengesetz) und die Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes gefordert wird, welches schon lange in trockenen Tüchern hätte sein sollen.
Unsere Forderungen auf der Website von Hamburg Pride.

Ausgewählt habe ich ausschließlich Texte, die trans* thematisieren, auch wenn sich das Buch nicht darauf beschränkt. Ich bringe zudem einen Text mit, der in der noch nicht veröffentlichten Anthologie (Lies: Wir tun es wieder!) erscheinen wird. Wenn alles klappt, wird dieses Buch ebenfalls erhältlich sein.

Der Mörder ist nicht mal der Gärtner

Der Mörder ist nicht mal der Gärtner

Bis zum heutigen Morgen waren Kunos einzige Sorgen diejenigen gewesen, die ihm seine Leser zusandten. Ihnen stand er mit Rat und Tat in allen Lebenslagen zur Seite, vor allem in Beziehungsfragen. Dass er eine heimliche Liebelei mit dem Lehrling des Gärtners hatte, durfte niemand wissen. Ein schwuler Kummerkastenonkel in einem christlichen Magazin! Nein, so etwas durfte es nicht geben. Nicht offiziell, jedenfalls. Hinter verschlossenen Türen der Redaktion war er geachtet, auch wenn man dort lange wusste, warum Kuno mit keiner Frau zusammenlebte.
Heute Morgen fand er an der Windschutzscheibe seines pinkfarbenen Fiat UNO etwas unter dem Scheibenwischer. Einen Ordnungsbussenzettel! Vor seiner eigenen Haustür! Dabei hatte er den Behindertenparkplatz eigens beantragt und lange bei der Stadt dafür gekämpft. Nun das! Sein Ausweis war gut sichtbar platziert. Vielleicht sah der Politeur nicht mehr so gut … Bei allem Verständnis war er trotzdem auf hundertachtzig, denn er hatte alles richtig gemacht.
So aufgebracht konnte er nicht fahren, also stürmte er, so schnell die Krücken es zuließen, durchs offene Gartentor zurück zum Haus, riss die Post aus dem Briefkasten und ließ die Tür hinter sich ins Schloss knallen. Er plumpste auf seinen Schreibtischstuhl und atmete tief durch. Funktioniere!
Ein Griff zum Brieföffner, ein Schlitz nach dem anderen.
Gleich beim ersten Brief, den er las, passierte Kuno etwas, das ihm während seiner ganzen Kummerkastenonkelkarriere, ja bei all seiner seelsorgerischen Tätigkeit überhaupt, noch nie passiert war: Er brach in Tränen aus, schluchzte erst leise und dann immer lauter. Es schien gar kein Ende nehmen zu wollen.
»Kuno.« Sanft legte ihm Malte, der Lehrling des Gärtners, eine Hand auf die Schulter.
»Malte!« Der Seelsorger erschrak. »Du sollst doch nicht reinkommen. Was sollen denn die Nachbarn denken!«
»Kuno.« Die treuen Augen des Gärtner-Azubis blickten ihn in gespielter Strenge an. »Sollen die Nachbarn sehen, wie du mit verheulten Augen in die Gartenlaube gerannt kommst? Wir hatten gesagt, im Notfall …«
»Das ist doch kein Notfall!«, protestierte Kuno.
»Was ist denn ein Notfall, wenn nicht das? Willst du erst einen Herzinfarkt haben, damit ich zu dir stehen darf?«
Statt einer Antwort schmiegte der Katholik seine Wange an die grüne Latzhose seines Lovers.
»Du hast recht. Ich schäme mich so.«
»Du hast keinen Grund, dich zu schämen.«
Kuno zog die Nase hoch und trocknete seine Tränen mit seinem Hemdsärmel. »Ich weiß, es ist falsch, aber ich werde dieses Gefühl nicht los.«
»Komm. Ich helf dir.«

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