Schriftstellerei als Beruf

Schriftstellerei als Beruf

Heute Schriftstellerei als Beruf Equal Pay bei Schriftstellern bei Justine Pust, der Gründerin des #autor_innensonntags.

Mein bisheriger Eindruck vom Schreiben als Beruf ist: Es ist alles andere als das Schreiben als Hobby.

Du musst es wollen, mehr als alles andere. Du musst für diese Geschichte brennen, monate- oder jahrelang. Es werden Flauten kommen und dann darfst du nicht hinwerfen. Denn es macht nicht nur Spaß, es gehören auch Aufgaben dazu, die dir keinen Spaß machen werden. Die einen schreiben gerne den Rohentwurf, scheuen aber die Überarbeitung (hier, ich!); andere überarbeiten gerne, müssen aber erstmal einen ersten Entwurf zustande bringen. Die einen schwören auf Deadlines, die anderen hassen Zeitdruck oder kommen gar nicht damit zurecht.

Vor allem musst du liefern

Bild: pixabay

Zwei Bücher im Jahr sind keine Seltenheit. Auf der anderen Seite brauchst du viel Geduld, denn die Prozesse laufen alle sehr schleppend. Verlage planen Jahre im Voraus, Selfpublisher dagegen können von jetzt auf gleich veröffentlichen, wenn sie ein fertiges Manuskript haben, das reif für die Veröffentlichung ist (Stichwort: Lektorat, Buchsatz).

Und auch Schriftsteller:innen sind keine Insel: Du brauchst Testleser und, geht es ans Veröffentlichen, auch Blogger:innen. Selbst schreiben und bloggen schaffen die wenigsten und überhaupt kaufe ich doch eher ein Buch, das nicht von dem Blogger stammt, der es bewirbt. Deshalb ist das Networking auch in dieser Branche der oft introvertierte Menschen das A und O.

Das Schreiben selbst macht nur einen geringen Anteil der Arbeit des Schriftstellers aus

Auch ich glaubte es vorher nicht: Die meiste Arbeit fängt erst nach der Veröffentlichung an. Das Schreiben selbst macht nur einen kleinen Teil des Schriftstellerberufs aus, denn hauptsächlich hast du mit Marketing zu tun (Lesungen und Social Media sind nur ein Teil davon) – weniger, wenn du für einen Verlag schreibst und mehr, wenn du alles selbst in die Hand nimmst. (Sage ich mit meiner halbjährigen Berufserfahrung als Schriftsteller. :D )

Aber es gibt ja nicht nur Romane. Es gibt auch Sachbücher, die man schreiben kann, es gibt Web-, Werbe- und journalistische Texte. Doch das ist ein anderes Schreiben; dabei flieht man nicht in fremde Welten und erdachte Handlungen, ist nicht in Gesellschaft fiktiver Figuren. Auch das muss man wollen.

Brotberuf und Schriftstellerei

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Die meisten haben ihn ja, den sogenannten Brotberuf. Sie arbeiten hauptsächlich in einem anderen Beruf und schreiben nur nebenher, weil sie vom Schreiben alleine nicht leben können oder wollen. Das kann eine schreibnahe Tätigkeit sein wie Lektor:in oder Schreibcoach, aber meistens sind es doch branchenfremde Berufe. Sehr häufig trifft man Lehrer:innen an oder Büromenschen.

Schreiben als Hobby hat meines Erachtens eine andere Qualität als Schreiben als Beruf. Ich darf in meiner Geschichte versinken, wann mir danach ist – ich muss nicht auf Kommando kreativ werden. Der Text muss nicht perfekt werden, ich bin ja nicht gezwungen, ihn zu verkaufen. Das macht mich beim Schreiben freier.

Muss ich bestimmte Auflagen erfüllen, engt mich das ein. Bin ich Hobbyschreiber, ordne ich alles dem Brotberuf unter, meinem „eigentlichen“ Beruf. Bin ich Schriftsteller von Beruf, ordne ich diesem alles unter. Auf mich trifft das zur Zeit nicht zu, bei mir bleibt das Schreiben auf der Strecke.

Wie bekommt man nur alles unter einen Hut?

Möglicherweise handelt es sich um eine Form von Prokrastination, auch bekannt als Aufschieberitis, denn eigentlich möchte ich nur alles vorbereiten, damit ich dann endlich in Ruhe schreiben kann. -.-

Dazu zählt einerseits, dass ich Blogbeiträge schon vorbereite, die dann später automatisch gepostet werden. Das lässt sich vielleicht noch nachvollziehen. Aber ich war ja sogar schon auf der Suche nach einem Minijob mit dem Hintergedanken, dass ich dann morgens aufstehe und mich danach, einmal richtig wach, an mein Manuskript setze. Am besten auch gleich vor der Arbeit mit noch leerem Kopf.

Ein Traumberuf

Wenn ich ehrlich bin, kommt mir das dann doch eher wie ein Märchen vor.
Was bisher immer gut geklappt hat, war ein festes Zeitfenster fürs Schreiben. Mir fällt nur der Wiedereinstieg in einen geregelten Tagesablauf schwer.

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Eine Stunde am Tag habe ich letztes Jahr mehr als hundert Tage hintereinander durchgehalten. Ich habe sogar einen Monat lang nichts anderes als hintereinanderweg von vorne bis hinten eine Rohfassung heruntergeschrieben. Ein ungemeiner Tempozuwachs, vergleicht man es mit der ersten, für die ich drei Jahre gebraucht habe. Leider brauche ich dazwischen immer wieder lange Auszeiten.

Und ich muss in Stimmung sein. Beschäftigt mich irgendetwas anderes zu sehr, geht gar nichts. Deshalb ist Emotions- und Reizmanagement so wichtig oder anders gesprochen wären wir hier beim romantischen Bild des Schriftstellers als Einsiedler.

Der Hashtag #autor_innensonntag wurde ins Leben gerufen von Justine Pust.

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