
Heute zusätzliche Erschwernis: Mittendrin Katzen füttern. :D
Figurenstudie John Doe
Ich habe gezockt und ich habe verloren. Erst das Auto, dann das Haus, meine Frau und zuletzt meinen Job. Jetzt bin ich Berufsspieler. Beim Pokern kann man hoch gewinnen, wenn man das Spiel beherrscht. Beim nächsten Mal schaffe ich es, ganz sicher. Ich lasse mir nicht in die Karten blicken.
Ein Freund von mir, Ulf, hat es geschafft. Der ist jetzt in Rente, lässt nur noch sein Geld für sich arbeiten. Und spielt natürlich weiter, aus Leidenschaft. Der kennt sich richtig aus und hat mir gute Tipps gegeben. Ich brauche nur noch mehr Übung, dann klappt es ganz bestimmt.
Die nächste Meisterschaft findet online statt. Wir spielen um Chips, aber der Gewinner erhält ein saftiges Preisgeld.
»Du darfst dich nicht erwischen lassen«, hat Ulf zu mir gesagt. Zählen ist natürlich verboten, aber wer merkt das schon? Solange man das alles im Kopf macht, können sie dich nicht drankriegen.
Da hatte ich während der Schulzeit einen Kameraden, der hat beim Skat immer mitgezählt und ausgerechnet, was ich auf der Hand hatte. Da war ich ganz schön baff, bis er mir das erklärt hat.
Der Ulf coacht mich auch richtig. Da lasse ich auch was springen. Sobald ich wieder Kohle hab, natürlich. Erst mal muss die Kasse klingeln.
Spielsüchtig soll ich sein, hat meine Frau gesagt. Ich würde uns noch alle in den Ruin treiben. Da hat sie die Kinder genommen und ist verduftet. Mal wieder typisch für sie. An allem bin ich schuld.
»Son Quatsch«, hat Ulf gesagt, »die ist nur neidisch, weil sie sich krumm machen muss für ihren Arbeitgeber und du Geld verdienst mit dem, was dir Spaß macht, was du ohnehin tun würdest.« Und dann hat er lange was von Frutarismus oder Frugalismus oder so ähnlich gefaselt, was ich nicht verstanden habe. Irgendwas mit sparen. Aber wozu noch sparen, wenn ich bald reich bin?
Ich würde mir als erstes mal ne fette Villa kaufen. Und nen flotten Flitzer. Vielleicht auch ein Boot. Auf ne Weltreise hab ich keinen Bock und ich will ja auch nicht gleich alles wieder verprassen. In Sachwerten ist meine Kohle klug angelegt. Hat auch Ulf gesagt. Gibt ja keine Zinsen mehr. Inzwischen muss man Strafe zahlen bei der Bank, wenn man zu viel Geld hat. Und dann wundern die sich noch, dass alle hartzen.
Vielleicht geh ich in die Politik. Und dann wird sich mal richtig was ändern. Dann wendet sich das Blatt. Bei der Bildungspolitik fange ich an. Das Schulsystem ist einfach Mist. Poker gehört auf den Stundenplan, damit die Kinder auch was fürs Leben lernen.
Wörter: 426
Die ersten 20 Geschichten (ohne diese) bringen glatte 6.500 Wörter auf die Waage!