Schluss mit den Verschlimmbesserungen

Schluss mit den Verschlimmbesserungen

Mal wieder eine Wasserstandsmeldung von mir.
Im April arbeitete ich an zwei Kurzgeschichten für Wettbewerbe parallel. Für den einen fehlte mir am Ende die Zeit, zu einer wirklich zufriedenstellenden Fassung zu gelangen. Dies lag aber auch daran, dass ich – dummerweise – auf die Kritik eines Testlesers hin die enthaltene Casual Queerness änderte und einen sich vor Diskriminierungen sorgen ließ, damit es „für die Handlung relevant“ ist, dass die Beteiligten schwul sind. Das ärgert mich im Nachhinein maßlos. Meine eigene Dummheit, versteht sich. Im ersten Moment hatte ich mich über die Kritik geärgert, weil ich es einfach als … mangelnde Sensibilität für schwule Geschichten empfand. *hust Dabei war es natürlich inhaltlich richtig, dass die Figuren auch Frauen oder straight couples hätten sein können.
Ich habe mir seitdem geschworen, dass ich der einzelnen Meinung von Testlesern nicht mehr so viel Gewicht geben werde. Das bedeutet auch, dass ich Texte, für denen mir nur „grünes Licht“ fehlt, gar nicht mehr Testlesern vorlegen, sondern auf mein eigenes Urteil vertrauen werde. Was Kurzgeschichten angeht, bin ich so weit, denke ich.

Konnte ich noch im April täglich konzentriert schreiben, fesselte im Mai, pünktlich zu Erhalt des Internetanschlusses, ein zehntägiger Onlinekongress meine Aufmerksamkeit. Nennt der bookerflyclub seine Veranstaltung zwar einen Umsetzungskongress, so war ich damit aus dem täglichen Schreiben raus. xD

Gleich danach wurde ich wieder auf einen Wettbewerb aufmerksam.
Diesmal wird keine Kurzgeschichte gesucht, sondern die Piper XXL Challenge ruft zur Einreichung von Exposés nebst dreißigseitiger Leseproben ein. Leider muss man dazu in einer bestimmten Gruppe bei Facebook Mitglied sein, weshalb ich mir extra einen Account bei FB anlegte … bin ich also doch käuflich. ;)

Konnte ich mein Exposé noch recht diszipliniert aufmöbeln, da mir eine auf dem Treffen unseres Schreib-Forums gegründeten Textwerkstatt eine Deadline gesetzt hatte, blockierte sich bei der Überarbeitung meines Manuskripts im verzweifelten Versuch, eine präsentable Leseprobe zu schaffen, alles. Auch der wahnwitzige Versuch „alles“ neu schreiben zu wollen, schlug fehl. Ich saß nur da und starrte den weißen Adler auf weißem Grund an. Halbherzige Versuche verwarf ich wieder, weil ich feststellen musste, dass eine völlig andere Geschichte dabei herauskommen würde, wenn ich sie jetzt neu erzähle. Logisch eigentlich.
Meine Stimmung sank in den depressiven Keller und eine Woche ging gar nix.

Ist das das Aus für mich als Verlagsautor in spe? Die Bedingungen sind doch dieselben: Vorgegebene Eckpunkte, Deadlines, einzuhaltende Zusagen.

Jetzt verfolge ich einen neuen Ansatz: ich verwarf all die Änderungen und Verschlimmbesserungen der letzten anderthalb Jahre, die ich aufgrund von Testleserkommentaren vorgenommen hatte. Diese Papyrus sei Dank mittels Masterbackup gesicherte Textfassung fühlte sich nach meiner eigenen an.
Nun habe ich mich mit meinem ersten Kapitel wieder angefreundet und das zweite aus der neueren Fassung übernommen. Mal sehen, ob das auf diese Weise etwas werden kann. Zeit ist noch bis Ende Juni.

Für die Anthologie, von der ich neulich berichtet hatte, habe ich inzwischen den Verlagsvertrag unterzeichnet.