Nalex: Öffentliche Bücherschränke

Im Februar hatte ich von meiner Herzensangelegenheit erzählt. Heute nun ein Gastbeitrag von Nalex zum diesem Thema:

Schon seit längerem habe ich mit dem Gedanken gespielt, einen Beitrag über öffentliche Bücherschränke zu schreiben. Doch bis jetzt habe ich noch nicht den Grund dafür gehabt, es auch zu tun. Das hat sich geändert, als der Blogring ins Leben gerufen wurde und die Planung für 2023 gemacht wurde.

Also habe ich mich im Internet ein wenig umgeschaut und aus dem, was ich herausgefunden habe, einen kleinen Text zusammengestellt.

Bücherschränke (allgemeine Informationen)

Bei den Bücherschränken handelt es sich um richtige Schränke in Gebäuden, wetterfeste Regale an der Straße, ausgediente Telefonzellen oder einfache Kisten an zentral gelegenen Orten, die für jeden zugänglich sind.

Die dort befindlichen Bücher sind zur kostenlosen Mitnahme oder zum Tausch dort hinterlegt. D. h. man kann sie einfach so mitnehmen und bringt sie dann zurück oder wie schon erwähnt, tauscht sie gegen andere Bücher aus.

All das ist ohne Kosten, unverbindlich und vor allem anonym. Es sind also auch keine Mitgliedschaften vonnöten und somit auch keine Beiträge, was die Leihfristen wie in Bibliotheken ebenso ausschließt.

In den meisten Fällen finden sich auch Menschen, die sich um die Bücherschränke jeglicher Form kümmern und ein Auge darauf haben, was sich darin befindet.

Allgemeine Auflistung von Bücherschränken in den Bundesländern

Baden-Würtemberg 600

Bayern 302

Berlin 82

Brandenburg 103

Bremen 22

Hamburg 170

Hessen 271

Mecklenburg-Vorpommern 44

Niedersachsen 374

Nordrhein-Westfalen 571

Rheinland-Pfalz 157

Saarland 42

Sachsen 108

Sachsen-Anhalt 80

Schleswig-Holstein 102

Thüringen 61

Im gesamten Bundesgebiet gibt es also 3090 Bücherschränke, deren genaue Standorte im Internet ersichtlich sind.

Für wen sind Bücherschränke interessant?

Im Großen und Ganzen ist für jeden der Bücherschrank an sich interessant. Vor allem aber profitieren Vielleser, Personen mit begrenzten finanziellen Mitteln und Familien davon.

Vor- und Nachteile

Zu den Vorteilen gehören folgende Punkte:

  1. Einsparung von Ressourcen bei der Produktion von Büchern
  2. Autoren können entdeckt werden um sich selbst deren Bücher zu kaufen oder sich diese auch zu gewissen Anlässen schenken zu lassen
  3. Die Möglichkeit sich einen Teil von Buchreihen oder alle Teile von diesen Reihen zu holen
  4. Keine großen Ausgaben um sich Bücher zu holen
  5. Hin und wieder kommt man auch ins Gespräch mit anderen Lesern um sich dann mit diesen über das gemeinsame Hobby zu unterhalten
  6. Bücher werden nicht in den Papiermüll geworfen

Zu den Nachteilen gehören jene Punkte:

  1. Umsatz in lokalen Buchläden sinkt
  2. Schriftsteller bleiben jedoch im Gespräch, aber auch deren Verkäufe gehen somit zurück

Mehr von Nalex lest ihr auf ihrem Blog: read and write

Ingo liebt seine Akten

Ingo liebt seine Akten

Meine Eltern hatten ein eigenes Büro und so wuchs ich als Arbeitgeberkind auf.
Ich erinnere mich noch an die typische Duftnote im Büro meines Vaters, die sich von der in den anderen Räumlichkeiten unterschied. Oben in seinem Büro und dem seiner Sekretärin herrschten seine Zigarillos und sein Aftershave vor. Unten, wo meine Mutter und die Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze hatten, wetteiferte die Druckerschwärze des Kopierers mit der Tinte der Stifte, die die Technische Zeichnerin benutzte. Natürlich waren dies nur dezente Noten, die im kalten Zigarettenrauch der Kollegen fast untergingen.
Für mich roch das damals mehr nach einem Zuhause als unser Haus, in dem der Geruch des Hundes dominierte. Und so ist es noch heute. Ich ziehe Büroluft dem Bücherduft vor. Mit einem Unterschied: Ich mag keinen Rauch.

Der Kopierer

Ich durfte schon früh den Kopierer benutzen. Anfangs, um damit zu spielen und später, um Akten zu kopieren. Ausheften, auf das Flachbett, zuklappen, auf den Knopf drücken. Wieder den Deckel hoch, einheften und von vorn. Jedes einzelne Blatt, wenn Seiten geheftet waren. Und es war viel geheftet. Dabei war darauf zu achten, dass die Reihenfolge sowohl der Vorlage als auch der Kopien nicht durcheinanderkam.
Unser Kopierer war damals noch ein riesiges Ungetüm, das auf dem Boden stand. Es hattet vergleichsweise wenig Funktionen. Kopieren eben. Dabei konnte es entweder alle gleichen Seiten in einem Fach sammeln, oder die Kopiervorlage in der richtigen Reihenfolge. Unser Kopierer konnte Farbkopien machen und das war damals noch selten.
Manchmal konnte ich sogar einem Mitarbeiter weiterhelfen, der sich mit dem Gerät noch nicht so gut auskannte. Etwa mit dem Hinweis, dass man sich die Hände nicht waschen darf, wenn nach einem Tonerwechsel Tintenpulver daran haftet. Denn damit machte man es nur schlimmer und das wusste nicht jeder. (Die Tinte wurde flüssig und färbte die Haut; das hielt an, bis die Haut sich erneuert hat.) Am besten zog man Handschuhe an, denn auch Schweiß löste die Farbe.
Oder es ging um die Frage, wie man das Gerät dazu brachte, ein anderes Fach zu nutzen, weil man eine Vorlage in einem anderen Format als DIN A4 hatte.

Zuhause

Als Schriftsteller schäme ich mich fast, das zuzugeben, aber: In meinem Regal zu Hause nehmen meine Akten mehr Raum ein als Bücher. Für mich sind meine Unterlagen so etwas wie für andere Fotoalben. Da hängen Erinnerungen dran, weshalb es mir schwerfällt, alte Vorgänge zu entsorgen. Ich hefte jedes einzelne Schreiben ab.
Leider gibt es immer mehr Geschäftspartner, die gänzlich auf digitale Konversation umgestiegen sind. Wenn ich da nicht alles ausdrucken will, was ich online einsehen kann, bleiben die neuen Akten sehr dünn. Und so weit gehe ich dann doch nicht, Mails auszudrucken.
Es gibt noch einen weiteren Aspekt, warum ich an den Aktenordnern festhalte und sie nicht schon längst verschlankt oder gar entsorgt habe: Ich fühle mich wohl in meiner kleinen Büro-Ecke. Die Präsenz der Akten fühlt sich für mich nach einem Zuhause an.

Euer Ingo S. Anders

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