Schleich dich oder ich fress dich

Schleich dich oder ich fress dich

Da ist er wieder
der Schwarze Hund
Er reißt mich nieder
ganz ohne Grund

Ich liege im Dreck
in Schuld und Scham
und kann nicht mehr weg
mein Bein ist lahm

So lahm wie mein Hirn
Der Köter wedelt
freudig mit feinem Zwirn
für mein letztes Hemd


Tatsächlich geht es schon wieder besser. Ehrlich.
Gut zwei Monate hing ich im tiefen Loch der Depression fest. Mal wieder völlig grundlos. Und das nach einer kurzen (4 Tage) Hypomanie, die mir schon Angst gemacht hatte. Wie jedes Auftauchen ist auch dieses mit der Angst verbunden, ob der Switch kommt oder ich es schaffe, mich in der Mitte zu halten. Oder ob es gleich wieder nach unten geht.

Mir wär jetzt danach, mir das Herz auszuschütten, aber das wäre ja nicht „professionell“ im Sinne eines beruflichen Auftretens als Schriftsteller auf dieser Website. ;)
Wenn ich das aber komplett kaschiere, trage ich zu Nichtsichtbarkeit und Stigmatisierung psychischer Erkrankungen bei, weil der Eindruck entstehen könnte, mir schiene immer nur die Sonne aus dem Arsch. Nun, dem ist nicht so.

Was also tun?
Mimimimi. ;)
(Siehe oben.)


Ist mir noch zu helfen?

Ein Freund fragte mich, was man für mich tun kann, wenn es mir nicht gut geht. Darüber habe ich nachgedacht.

Was ein Freund für mich tun kann, wenn es mir (aufgrund meiner bipolaren Störung) nicht gut geht:
• zuhören, auch als Empfänger von eMails
• mir nicht nachtragen, wenn ich ohne Ankündigung wochen- oder monatelang in der Versenkung verschwinde
• sollte ich quasseln wie ein Wasserfall ohne Punkt und Komma und dabei von Hölzchen auf Stöckchen kommen (kommt auch in Schriftform vor), mir das rückmelden und mich bitte nicht noch weiter mit Reizen fluten oder mich durch Nachfragen inspirieren / zum Nachdenken bringen – ich brauche, wenn ich nicht mehr schweigen kann, Isolation und Reizarmut, damit ich Schlaf finde, vielleicht moderate Bewegung, um mich auszupowern – etwas zu schreiben ist auch immer großartig, und wenn es nur ein paar Blatt Papier sind
• bitte nicht ausnutzen, falls ich ungewöhnlich großzügig mit Geld um mich werfen sollte
• bei Fremd- oder Eigengefährdung 112 rufen, bei Unsicherheit unter 310031 beraten lassen, ob 112 gerufen werden soll

Was ein Freund vorbeugend für mich tun kann, damit ich stabil bleibe und es mir gut geht:
• zu meiner Tages-/Wochenstruktur beitragen durch regelmäßig wiederkehrende Verabredungen wie Spaziergänge (Tageslicht!), Telefonate/Chats, Singen, Tanzen, Schwimmen, … man könnte es auch Freizeit miteinander verbringen nennen *g
• nach Absprache: mir rückmelden, wenn man den Eindruck hat, ich schlittere in eine Manie

In jedem Fall möchte ich meine Eigenverantwortung behalten und nicht auf meine Krankheit reduziert werden! (Stichwort: Ableismus)
Aber eigentlich reicht es, mir als Mensch zu begegnen. :)