
Justin hatte sich dieses Jahr wirklich Mühe gegeben, Fynn mit einem schönen Geschenk zu überraschen, über das er sich sicher freuen würde. Keine Krawatte. Etwas Zweckmäßiges, das er sich selbst nicht gönnen würde. Es war eigentlich perfekt.
Es duftete angenehm nach Tannenzweigen und frischen Plätzchen, Christkindl-Lieder säuselten im Hintergrund und die Reflexionen der Kugeln am Weihnachtsbaum tauchten den Raum in ein gemütliches Licht.
Sein Geschenk hatte Justin schon ausgepackt. Eine neue Eieruhr. Die alte war kaputtgegangen. Da er leidenschaftlich gern kochte, hatte er sich darüber sehr gefreut. Es war einfach praktischer, schnell eine analoge Uhr aufzuziehen, als den Timer am Handy einzustellen. Zumal das Display immer verschmiert wurde. Und diese Uhr hatte sogar einen Magneten – sie konnte am Kühlschrank anhaften und nahm keinen Platz auf der Arbeitsfläche weg. Perfekt!
Flynn setzte seinen Becher Glühwein ab und nahm sein Geschenk in die Hand.
»Für Fynn. Soso!« Er lachte. »Was da wohl drin sein mag?« Prüfend befühlte er es, wobei das Papier raschelte. »Hm. Weich.« Spielerisch sah er Justin streng an wie über eine unsichtbare Brille hinweg.
»Ich hoffe, es gefällt dir.« Nun mach schon auf, dachte er. Die Spannung war ja kaum auszuhalten.
Mit einem Ratsch riss Fynn das Geschenkpapier auseinander und fummelte umständlich das Textil heraus. »Ui, eine lange Unterhose!« Die Überraschung war offenbar gelungen.
Justin hielt die Luft an.
»Ganz ehrlich? Hast Du mal überlegt, dass mir meine Jeans dann nicht mehr passen?«
»Du wolltest doch abnehmen!«
Fynn lachte auf. »Ja, das wollte ich. Aber eine andere Frage: Warum ist sie ouvert?«
»Ouvert?«
»Na schau mal: Da ist ein Loch im Schritt. Gefällt dir meine Lederhose nicht mehr?« Er schmunzelte.
»Ach du scheiße, das muss ich übersehen haben …« War das peinlich! Was sollte er denn jetzt …? »Was, ähm, was möchtest du denn stattdessen haben?«
»Einen Kuss, mein Schatz.«
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