
Für meinen Opa
Wie eine Schallplatte mit einem Sprung wiederholt er immer sein Sätzlein: »Die neueste Beatles!« Wie um dem Nachdruck zu verleihen, wedelt er mit seinem Holzschwert herum und fügt hinzu: »Für meinen Opa!« Ich weiß nicht, ob ich ihn ernst nehmen soll, und wüsste auch nicht wie. Will er eine Platte von Paul McCartney? Selbst der benannte Opa müsste wissen, dass es die Beatles schon lange nicht mehr gibt.
Eine Frau kommt herein. »Hier bist du, Paul. Lass den Mann in Frieden.«
»Ich bin Robin Hood!«, ruft er jetzt und guckt grimmig. »Her mit den Einnahmen!«
»Lass das, Paul. Entschuldigen Sie bitte, er sollte Sie nicht belästigen.«
»Aber er belästigt mich doch nicht. Es ist nur so, dass ich Ihnen keine neue Platte von den Beatles anbieten kann. Nur Neuauflagen oder Remixe bereits bekannter Stücke.«
»Wir werden das nicht brauchen. Sein Opa wird morgen beerdigt, wissen Sie.« Eine Träne löst sich von ihrem Augenwinkel.
»Let ist be«, sage ich. »Was hältst du davon, Junge? Die schenke ich dir für deinen Opa.«
»Ach, bitte, ich bezahle das«, sagte seine Mutter.
»Nein, lassen Sie gut sein.« Ich hatte auch einen Opa.
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