
Daneben
Von hier oben hatte ich einen guten Blick auf den Marktplatz unten und niemand konnte mein Gewehr sehen. Mein Auftrag war klar: Töte die Kanzlerin. Ich hatte nie vor, dies zu tun, wollte aber auch meine Auftraggeber nicht unnötig erzürnen und einen Kopf kürzer werden. Deshalb lag ich hier und lauerte.
Heute war kein Wochenmarkt, deshalb war der Platz wie leer gefegt. Mein Atem und Herzschlag waren ruhig. Nicht auszudenken, wäre hier alles voller Menschen. So hatte ich gute Sicht. Die Zeit tropfte zäh dahin. Mir blieb nichts, als zu warten. Also wartete ich.
Nach vier Stunden und dreiundzwanzig Minuten endlich marschierte die Kanzlerin mit ihrem Gefolge auf. Vor und hinter ihr Gorillas und unbedeutende Pinguine. Ich nahm ihre Topffrisur ins Visier. Es musste ja echt aussehen. Jetzt kam es drauf an! Ich passte einen Moment ab, in dem sie schon heftig niesen müsste, um die Kugel noch abzukriegen. Es sollte ein Streifschuss werden. Ich hielt die Luft an und drückte ab.
Mein Schuss knallte und ein Idiot von Gorilla schubste sie mitten in die Schusslinie; einer der Pinguine warf sich selbst davor. Fuck! Ich hatte einen AfD-Politiker erschossen!
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