SGZ 35 AUFGABE

SGZ 35 AUFGABE

Geschäftsaufgabe.
Heute war es so weit. Zum letzten Mal sperrte Johannes den Laden ab.
Zwei Jahre war es her, da hatte er hier voller Enthusiasmus geöffnet. Sein Businessplan war bombensicher – mit einem Café für nebst Buchhandlung und kleiner Bühne für Lesungen hatte er drei Standbeine: Leseratten kauften Bücher und ließen sich vielleicht gleich zu einem Kaffee nieder, um die ersten Kapitel zu lesen, trafen sich mit anderen Buchbegeisterten auf einen Plausch und ein Stück Kuchen und Autoren traten gegen kleines Entgelt auf und brachten ihrerseits ihre Fangemeinde mit, die er wiederum verköstigte.
Ja klar, erst hatte er es versucht mit Gebäck zum Mitnehmen, hatte für seine Angestellte Kurzarbeit angemeldet. Die Miete lief die ganze Zeit weiter und zehrte an seinen Rücklagen. Stammkunden bestellten Bücher für die nächsten zwei Jahre im Voraus, so schien es ihm. Aber es reichte einfach nicht. Es fehlten die Einnahmen aus den Veranstaltungen. Als dann der zweite Lockdown kam und nach einem Jahr Corona absehbar wurde, dass es eher schlimmer als besser werden würde, hatte er aufgegeben und musste Becky schweren Herzens entlassen.
Als Johannes jetzt den Schlüssel im Schloss drehte, schnitt es ihn ins Herz. Er war sich so sicher gewesen, dass sein Geschäft ein Erfolg werden würde. Und stattdessen musste er jetzt Privatinsolvenz anmelden.
»Ich habe es dir ja gleich gesagt«, würde Paul sagen.
Der war als Apotheker auf der Gewinnerseite. Dass sich die Dinge so entwickeln würden, hätte verflucht noch mal niemand sagen können. Auch Paul nicht.

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