
Herrenschnitte
»Na, das ist ja mal ne Schnitte!« Er pfiff anerkennend.
»Nun tu mal nicht so, Paul. Das ist ein Stück Kuchen.«
»Herrenschnitte, Franziska. Das ist Torte.«
»Ist es nicht. Dazu ist es viel zu flach.« Sie hieb in ihre Donauwelle.
»Dann eben Kuchen. Auf jeden Fall ne Schnitte.« Paul schob sich den ersten Bissen in den Mund.
»Kuchen«, erwiderte sie mit vollem Mund.
Er verdrehte die Augen.
»Schnitt!«
Mit einem Klirren ließen beide ihre Gabel fallen.
»Also das hat schon Potenzial, aber könnt ihr da noch ein bisschen mehr Pfiff? Ja, also bitte noch mal.«
»Na, das ist ja mal ne Schnitte!« Wieder pfiff Paul.
»Das ist ein Stück Kuchen!« Franziska sprang auf, griff ihre Kuchengabel als Waffe und tat, als wolle sie Paul damit angreifen.
Er blieb bei seinem Text. »Herrenschnitte, Franziska. Das ist Torte.«
»Ist es nicht!« Sie hieb in Richtung seiner Torte, verfehlte sie aber und traf stattdessen Pauls Handrücken, den einen Moment später drei rote Punkte zierten.
»Aua!«
»Schnitt! Doch nicht so theatralisch!« Der Regisseur zog die Brauen zusammen. »Noch mal!«
»Na, das ist ja mal ne Schnitte«, sagte Paul lahm und hielt sich eine Serviette um die Hand.
»Das tut mir leid, Paul, das wollte ich nicht.«
»Schnitt! Kinder, ich bitte euch. Ich will heute auch noch mal nach Hause. Los.«
Paul sagte nichts.
»Was hast du denn da auf dem Teller?«, half Franziska ihm.
»Ne Schnitte.« Er pfiff verhalten. »Und was für eine.«
»Kuchen.«
»Sag ich doch.«
»Guten Appetit.«
»Guten Appetit.«
»Sagt mal, wollt ihr mich eigentlich verarschen? Schnitt!«
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