
Überrollt vom Steingolem
An diesem Sommertag fuhr ich die Serpentinenstraße entlang nach Hause, wie jeden Abend. Heute war ein langer Tag gewesen. Der Motor röhrte zum Herzzerreißen, ich gab moderat Gas.
Da erwachte der Fels vor mir zum Leben. Wie ein Steingolem, der sich mir plötzlich in den Weg stellte, stürzten unter lautem Getöse Brocken um Brocken hinab auf die Straße. Bremsen quietschten, Blech knirschte. Es wurde dunkel um mich.
Als ich wieder zu mir kam, war es immer noch dunkel. Mein Kopf schmerzte. Die Hand gegen mein Gesicht gepresst, merkte ich, dass es nass war. Ich roch daran: Blut. Ich tastete um mich herum. Vor mir das Lenkrad. Ich war noch immer im Auto. Die Innenbeleuchtung! Die Tür ließ sich nicht öffnen, also fummelte ich so lange herum, bis ich den Schalter in die richtige Position bugsiert hatte. War da nicht auch ein Spiegel für den Fahrer? Ich klappte die Blende herunter, schob die Verdeckung beiseite und stellte fest, dass ich eine Platzwunde an der Stirn hatte. Keine große Sache. War ich so lange bewusstlos gewesen, dass es schon Nacht war?
Auf dem Beifahrersitz lag ein Felsbrocken! Er hatte das Fenster zerschlagen und sein Nachfolger hatte nicht durch die Öffnung gepasst. Das war vermutlich der Grund, warum ich noch am Leben war. Das Dach über der Rückbank war eingedrückt. Ich war überrollt von einer Steinlawine, eingesperrt wie in einer Konservenbüchse!
Wie durch ein Wunder war mir bis auf die Platzwunde nichts geschehen – noch nicht. Denn das Geröll gab ein Ächzen und Stöhnen von sich. Irgendwann würde die Last zu schwer werden und das Dach über mir nachgeben. Ich griff nach meinem Handy, das in die Freisprecheinrichtung eingesteckt war: Kein Empfang. Weder kam ich aus eigener Kraft hier raus, noch war ich in der Lage, Hilfe zu holen. Ich musste abwarten, bis man mich fand. Nach einer Weile döste ich ein.
Ich erwachte, als ein wildes Hupkonzert zu hören war. Wenig später wurde es durchmischt von Sirenen. Rettung nahte!
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