
»Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir. Also seid schön fleißig!«
Ja klar, Alter! Als ob ich binomische Formeln in meinem Leben je brauchen würde. Ich zeichnete noch einen letzten Strich an der Karikatur unseres Mathelehrers, bevor ich das Blatt in der allgemeinen Unruhe unbeachtet an die Reihe hinter mir weitergab. Gelächter und lautes Johlen zeigte an, wo im Klassenraum sich mein Werk gerade befand.
Mit dem nächsten Blatt und frisch gespitztem Stift begann ich bei der Erdkundelehrerin von Neuem. Sie hatte eine leicht gerötete Nase, jetzt im Winter von der Kälte, vielleicht vom vielen Putzen aufgrund einer Erkältung, aber sie war auch als Säufernase interpretierbar. Dazu noch ein paar Flaschen …
Ja, das war vielleicht gemein, aber sie hatte mir auch in meinem ersten Jahr, als ich aus einem anderen Bundesland später dazukam, gleich im ersten Test nach nur einer Stunde Unterricht eine Sechs reingeknallt, obwohl ich überhaupt nichts wissen konnte.
Den Chemielehrer dagegen hatte ich sofort am Wickel, als er eine Zeichnung von mir sah, die detailliert seinen Versuchsaufbau protokollierte. Bei ihm bekam ich stets eine Eins, obwohl ich überhaupt nicht verstand, was er da tat.
Das Lernen wird sich nicht verändern. Wir lernen das am besten, was wir mit Begeisterung tun. Das Vermitteln von Wissen sollte diesen Umstand endlich berücksichtigen.
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