Rezension: Love and other Handicaps (Vaelis Vaughan)

Rezension: Love and other Handicaps (Vaelis Vaughan)

Titel: Love and other Handicaps – Von heißen Pflegern, fetten Lügnern und komischen Fantasie-Diagnosen
Autor:in
: Vaelis Vaughan
Genre: Gay Romance
336 Seiten
Gebundenes Buch 21,26 EUR, Taschenbuch 13,26 EUR, ebook 4,99 EUR
Erschienen am 05. Mai 2023

Ersteindruck

Ich gebe es zu, dass ich solche Nackedeis auf Buchcovern eher abstoßend als anziehend finde. Ich hatte aber einen Grund, mir die Leseprobe zu besorgen. Irgendwie war ich auf das Buch aufmerksam geworden, ich glaube, durch eine Rezension auf Insta oder durch #allabendlichqueer.
Als ich dann zum Arzt ging und von dort aus gleich mit Taxi ins Krankenhaus geschickt wurde, war ich froh, mein kindle fürs Wartezimmer eingesteckt zu haben.

Klappentext

Hackedicht bis in die Haarwurzeln flutscht Leo von einem Brückengeländer, landet erst in der kalten Spree und anschließend im Rollstuhl. Dieser äußerst unerfreuliche Zwischenfall passt nicht wirklich in seinen Zeitplan, und dann verordnet ihm der Arzt auch noch eine elendig lange Reha, auf die er mal so gar keinen Bock hat. In Leos Augen sind Rehas nämlich was für dicke Kinder mit Asthma oder rheumageplagte Rentner. Er, ein junger Mann in der Blüte seines Lebens und noch dazu ein Arbeitstier, will nichts weiter als zurück an seinen Schreibtisch. Leider lässt ihm der Doc keine Wahl, denn dieser sieht einen Zusammenhang zwischen dem Unfall und der Tatsache, dass Leo erst kürzlich von seinem Lebenspartner verlassen wurde. Aus diesem Grund bescheinigt er ihm auch noch eine Depression und gibt nicht nach, bis Leo in die physische und psychologische Weiterbehandlung einwilligt. Als er vor Ort den Stahlschnitten-Pfleger Elgar kennenlernt, wird die Sache aber doch noch interessant.

Suchst du eine lockere, fluffige Geschichte mit viel Humor und einem Hauch Liebeskitsch für die Seele? Magst du authentische, schwule Protagonisten, die auf liebenswerte Weise einen an der Klatsche haben? Dann ist diese Story genau richtig für dich!

Lektüre

Richtig fies war, dass ich nüchtern bleiben musste und da Leo sich in der Reha befindet, spielt was gefühlt die Hauptrolle? Richtig: Essen! Essen ist das Highlight des Tages in Krankenhäusern, warum also nicht auch in der Reha.

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Schreibanregung Queere Geschichte

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Die Schreibanregung des Monats Oktober beschäftigt sich mit dem Genre Queere Geschichte.

Grundsätzlich gilt: Du darfst jederzeit von meinen Vorschlägen abweichen. Es geht nur darum, dich zum Schreiben anzuregen.

Stufe 1:
Für eine leichte Fingerübung ohne Genrekonventionen lass etwas mit einer Schaufel in einer Boutique passieren. Die Hauptfigur ist ein:e Maler:in.

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Weizen, blauer Himmel und ein Kleeblatt

Weizen, blauer Himmel und ein Kleeblatt

»Meinst du, mein Bett reicht aus für die beiden?«, fragte Samir und beäugte die nur einen Meter breite Schlafstatt skeptisch.
»Na klar, Yakov und Artjom sind doch ein Paar. Ist ja nicht wie bei uns. Bringt bestimmt Leben in die Bude«, sagte Azis mit einem Augenzwinkern.
Der junge Syrer schenkte dem Deutschtürken ein Lächeln. Vor sieben Jahren hatten die beiden sich über den Queer Refugee Support kennengelernt, als Samir dringend nach einer sicheren Bleibe gesucht hatte. Wo er keine Angst haben musste, wegen seiner Homosexualität angegriffen zu werden. Bei Azis hatte er sich sofort wohlgefühlt und ungewöhnlich schnell Vertrauen gefasst. Bald hatten sie sich angefreundet und so war aus der provisorischen Wohngemeinschaft eine dauerhafte geworden.

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Bookdate Contest: Zu Hause

Bookdate Contest: Zu Hause

Zu Hause

Der Schlüsselbund liegt verändert und doch vertraut in meiner Hand, als ich das noch ungewohnte Schloss öffne und mir der Geruch frischer Farbe entgegenweht. Zeitungspapier raschelt unter meinen Schuhsohlen, als ich mein neues Apartment betrete. Dieser Schritt musste sein, raus aus der gemeinsamen Wohnung, die vom Schweigen überfüllt war. Raus aus dem goldenen Käfig. Mehr als eine Wohngemeinschaft war das nicht mehr, was von unserer Ehe übrig geblieben war, und zuletzt hing immer öfter der Haussegen schief. Dass er sich jetzt ständig mit seinem neuen Freund trifft, schneidet mir immer noch ins Herz.
Ich schneide ebenfalls, und zwar die mitgebrachte Pizza in mundgerechte Happen, bevor ich mich auf der Trittleiter niederlasse und die Schachtel auf einem Umzugskarton ablege. Dies hier ist mein Reich. Hier putze ich nur meinen Dreck weg, hier gibt es keinen Streit darüber, wer zuletzt die Spülmaschine ausgeräumt hat und warum die Fenster immer noch nicht sauber sind. Keine gegenseitigen Verletzungen. Vor allem wird es ordentlich sein. Meine Seele atmet auf bei diesen Gedanken.

Am nächsten Morgen habe ich Muskelkater vom Schleppen der Kartons, aber seit Langem endlich wieder gut geschlafen. Die Aussicht vom Schreibtisch an die Raufasertapete ist noch ungewohnt, das Grün der Bäume fehlt mir, als ich meine Unterlagen fürs Einwohnermeldeamt zusammenstelle. Auf dem Formular pendelt mein Blick hin und her zwischen den Kästchen zum Familienstand. Noch muss ich Lebenspartnerschaft ankreuzen, aber es fühlt sich nicht mehr richtig an. Ich bin angekommen in meinem neuen Leben als Single, auch wenn der Amtsschimmel hinterhertrottet.

Bei meiner Rückkehr empfängt mich mein Name am Klingelschild. Nur meiner.
Endlich Zuhause. Endlich frei.


Diesen Text habe ich, passend zum gestrigen Valentinstag, in meinem Instagramprofil gepostet, weil dies Bestandteil des derzeit laufenden Wettbewerbs von BoD zum Thema „Ich bin angekommen.“ ist.

Und prompt liefen meine Telefone heiß. *lach

Okay, das ist weit übertrieben. Aber ein Freund fragte mich ebenso überrascht wie besorgt, ob wir uns getrennt hätten. Nein, haben wir nicht.

Eine Geschichte ist eine Geschichte ist eine Geschichte.

Manchmal muss ich das dazusagen, weil häufig das literarische Ich mit dem des Autors gleichgesetzt wird. Gerade bei authentischen Texten.