SGZ 49 VERTRAUEN

SGZ 49 VERTRAUEN

Nicht weitererzählen
Ich half einem Kumpel, seine Bude zu renovieren. Der Staub in der Luft war zu schmecken. Er stand auf der Leiter und gab die Kommandos, während ich ihm anreichte, was er verlangte. Dabei quasselte er in einer Tour.
»Haste schon gehört, dass die Daniela schwanger ist?«
»Nein.« Das interessierte mich auch nicht. Schließlich ging es mich nichts an.
»Darfste aber nicht weitererzählen, das hat sie mir ganz im Vertrauen gesagt.«
»Ach.« Mich packte eine eisige Wut und das ist bei Phlegmatikern wie mir selten. So hatte es also die Runde gemacht, dass mit Jule Schluss war. »Dir erzähl ich aber auch nix mehr.«
»Wieso? Gib mal den anderen Spachtel.«
Ich reichte ihm das gewünschte Werkzeug an. »Na jedenfalls nix ›im Vertrauen‹.«
»Ach nu spinn nich rum. Das mit deiner Alten hätte doch sowieso jeder spitzgekriegt.«
»Ich hätte es halt gerne selbst gesagt zu einem Zeitpunkt, den ich selbst bestimme.«
»Mimimimi!« Er hielt eine Faust ans Auge, als wische er Tränen weg.
»Du kannst mich mal.« Ich verließ den Raum und setzte mich in der Küche auf einen Stuhl. Eine Pause war ohnehin angebracht.
»Nimmst du mal die Schüssel?«, rief er von drüben.
»Leck mich!« Ich blieb sitzen.

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