15 Jahre Nichtraucher

15 Jahre Nichtraucher

Ich hab eben (16.12.2010, gegen 02:00 Uhr) meine letzte Zigarette geraucht. Wie lange es noch zutrifft, dass diese die Letzte war, kann ich jetzt noch nicht absehen.

Noch brennen mir die Finger, weil ich eben draußen in der Kälte war, um Nachschub zu besorgen. Trotz der Handschuhe, die mein Kommilitone heute als „Raucherhandschuhe“ bezeichnet hat. Es sind Fäustlinge mit eingebautem Fingerhandschuh, den man durch Wegklappen des Fäustlings freilegen kann. Fand ich praktisch. Er erzählte mir, dass es sogar Fäustlinge gibt, die nur im rechten ein Loch für die Kippe haben. Unglaublich.

Normalerweise passiert mir das nicht, dass ich um diese Uhrzeit aus einem solchen Anlass raus muss. Normalerweise immer zwei Schachteln nachkaufe, sobald ich die letzte angebrochen habe. Irgendweshalb hab ich das diesmal versäumt.

Erst gestern hab ich mit meinem Thera darüber gesprochen, dass ich aufhören will, sobald ich die Kostenzusage habe. In meinem Umfeld gibt es mehr und mehr Nichtraucher und weniger Raucher. Kumpel hat von jetzt auf gleich aufgehört, einfach so (der Sauhund). Er, der Therapeut, meinte, dass sich die Wundheilung bereits nach einem Jahr Nichtrauchens deutlich verbessert. So nach dem Motto „Wenn schon aufhören, warum nicht jetzt gleich?“
Aber angenommen ich hab die Zusage, hör ich dann auf zu rauchen und warte noch ein Jahr auf die Mastek? Glaubt er doch selber nicht. Also sagte ich, es geht mir weniger um die Mastek als mehr um den Aufbau nachher. Da will ich wirklich alles tun, was in meiner Macht steht, damit das Ergebnis nicht beeinträchtigt wird.

Nunja, ich hol also vorhin die vorletzte aus der Schachtel und dabei wird mir klar, dass mein Vorrat alle ist. Ich seh auf die Uhr: 1:34. Hatte das Kiosk nicht von 05:00 – 02:00 auf ? Wenn nicht mein Stammkiosk dann sicher das unten in der S-Bahn. Und wenn da auch zu ist, fahr ich halt zum Hauptbahnhof.
Also mit Mütze und Handschuhe bewaffnet Treppe runter und raus. Eiskalt.
Kiosk: Geschlossen.
Kiosk in der S-Bahn-Station: Geschlossen.
Am Gleis die Anzeige, wann die nächste S3 kommt: Betriebsschluss.
Die nächste Bahn fuhr erst wieder nach vier.

Ok, denk ich mir, wozu gibts Zigarettenautomaten? Irgendwo wird doch einer sein. Inzwischen muss man sein Alter nachweisen. Gut, dass ich schon den Führerschein im Scheckkartenformat hab. Damit müsste es gehen. Brauchte ich zwar noch nie, aber einmal ist immer das erste Mal.
Mist, Kleingeld reicht nicht. Aber hey, es gibt doch auch Automaten, die Scheine nehmen. Tatsache, da vor der Bar hängt einer. Die Bar ist auch zu, hier werden ja wirklich die Bürgersteige hochgeklappt (is ja nicht die Reeperbahn).

Und der hat sogar meine Marke.
Ich drück den Knopf für meine Sorte. Nichts passiert. Nee, oder? Ich drück die Rückgabetaste: Bitte warten…
Ja, da hab ich Übung. Immerhin ist das Licht angegangen und ich sehe jetzt einen Knopf: Automat einschalten. Nicht schlecht. Ich drück wieder auf die Taste mit der bekannten Schachtel und jetzt steht im Display: Kostet: 5.00 EUR. Gefühlte fünf Minuten mühe ich mich damit ab, das Gerät mit einem Fünfer zu füttern.
Dann nehme ich entfernt ein Gespräch wahr und sehe mich um. Vielleicht kann mir jemand was wechseln?
Ein paar Meter weiter parkt ein Auto und zwei Typen sitzen drin. „Könnt ihr mir vielleicht wechseln? Der Automat will den nicht.“, sag ich und halte den Schein durchs Fenster rein. „Nee. Leider. Wir haben gar kein Geld.“ behauptet der eine „Hier, ich verkauf Dir meine Schachtel für fünf Euro.“ feilscht der andere. Ich bezweifle, dass die noch voll ist und ich 50 Cent über dem Marktwert zu zahlen bereit bin. Er macht sie auf: 4 oder 5 sind noch drin. Das find ich unverschämt, eine Dreistigkeit sondergleichen, formuliere es als „Das ist aber schon fies?“, worauf er entgegnet „Ja, tut mir leid. Du bist in Not, ich will Dir nur helfen.“ Ausnutzen einer Notlage meinte er wohl eher. Wie ein Drogendealer. Bin ich denn so tief gesunken? „Nee danke, dann hör ich lieber auf zu rauchen. Schönen Abend noch.“, wende ich mich ab.
Da kommt bestimmt noch ein Automat auf meinem Heimweg. Eine hab ich ja noch.

Weiterlesen

In den USA bin ich nicht länger willkommen

In den USA bin ich nicht länger willkommen

Das hat zwar mit Schreiben nun gar nichts zu tun, aber ich möchte das gerne teilen, weil auch ich erst jetzt mit einem Monat Verspätung erst zufällig über Insta überhaupt davon erfahren habe.

Sicher wäre ich auf diese Information gestoßen, wenn ich konkret eine Reise in die USA planen würde.

Elektronische Reisegenehmigung (ESTA)

Umfassende Informationen zum ESTA-Verfahren können der ESTA-Startseite bzw. den ESTA-Informationen der US-Konsulate in Deutschland, den Informationen zum US State Department Visa Waiver Program sowie der ESTA-FAQ entnommen werden. Die einmal erteilte Reisegenehmigung gilt für beliebig viele Einreisen für die Dauer von jeweils max. 90 Tagen innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren. Die zuständigen US-Behörden empfehlen, den Antrag mindestens 72 Stunden vor Reiseantritt zu stellen. Die ESTA-Beantragung ist gebührenpflichtig (21 USD).
Aufgrund einer Executive Order vom 20. Januar 2025 müssen Einreisende in die USA in Zukunft bei ESTA- oder Visumanträgen entweder das Geschlecht „männlich“ oder „weiblich“ angeben; relevant ist hierbei der Geschlechtseintrag der antragstellenden Person zum Zeitpunkt der Geburt. Reisende, die den Geschlechtseintrag „X“ innehaben oder deren aktueller Geschlechtseintrag von ihrem Geschlechtseintrag bei Geburt abweicht, sollten vor Einreise die zuständige Auslandsvertretung der USA in Deutschland kontaktieren und die geltenden Einreisevoraussetzungen in Erfahrung zu bringen.

Quelle: Auswärtiges Amt

Dass die Aufforderung, die Auslandsvertretung in dieser Sache zu kontaktieren, ein Zwangsouting darstellt, ist mal wieder ein Beispiel dafür, dass das Offenbarungsverbot auf dem Papier nichts bringt, wenn man immer wieder durch institutionelle Gewalt dazu gezwungen wird, sich selbst zu offenbaren.

Das ist genauso lächerlich wie die Schweigepflicht von Ärzt:innen, von der man diese entbinden muss, sobald man einen Antrag stellt auf EM-Rente oder Eingliederungshilfe oder seinen Grad der Behinderung feststellen lässt.

Aber sagen wir mal so: Ich war noch niemals in New York und dabei wird es auch bleiben.

Und in meiner Heimat?

Was mir Sorge macht, sind die geplanten und weitere mögliche Entwicklungen in Deutschland.

Friedrich Merz kann Trumps Entscheidung bzgl. Geschlecht nachvollziehen und die CDU will das Selbstbestimmungsgesetz wieder abschaffen.

Was wird noch auf uns zukommen?

Wird Deutschland das nächste europäische Land sein, in dem queere Menschen nicht willkommen sind?
Spätestens mit der Abschaffung des Selbstbestimmungsgesetzes fängt dieser Prozess an.

Das wäre ein super Thema für eine Dystopie gewesen, wenn man es vor der Wahl veröffentlicht hätte.

Rezension: Tobaksplitter (Ingo S. Anders)

Rezension: Tobaksplitter (Ingo S. Anders)

Tobaksplitter – Sammlung kurzer Geschichten
Ingo S. Anders

Kurze Geschichten
115 Seiten
Druckbuch 8,99 EUR, ebook 2,99 EUR
2. Auflage, Oktober 2021

Was tut er denn da? Rezensiert er sich jetzt schon selbst? Ja, das tut er.
Die Veröffentlichung von Tobaksplitter ist jetzt drei Jahre her und da es mein Debüt war, habe ich dabei einige Fehler gemacht. Nicht nur, dass ich den völlig überstürzten Launch nicht richtig gefeiert habe, weil ich keinen Kontakt zu Bloggenden hatte, die mich hätten unterstützen können:
Niemand weiß so wirklich, was ihn bei dieser bunten Zusammenstellung erwartet. Das habe ich auch bei den Gästezahlen bei Lesungen und bei der Lesungsakquisition gemerkt. Ich will jetzt versuchen, dies nachzuholen, indem ich tiefere Einblicke ins Buch gewähre, die über die Leseprobe, bei der man nur die ersten Texte beschnuppern kann, hinausgehen.
Möge also der 3. Buchgeburtstag dazu führen, dass Tobaksplitter laufen lernt!

Ersteindruck

Buchcover: Schwarzer Anzug, weißes Hemd, silbergrau karierte Krawatte, Text: Ingo S. Anders, Tobaksplitter, Sammlung kurzer Geschichten.
(c) A&K Coverdesign

Das Cover war ein Premade, in das ich damals schockverliebt war. Heute weiß ich nicht, ob ich es noch mal wählen würde. Man hat mir schon gesagt, es passe nicht zum Inhalt.
Für mich schien es passend, weil ich mich, versteckt in einem Herrenanzug, der für mich auch eine Art Schutzpanzer darstellt, das erste Mal ins (pinke) Rampenlicht gewagt habe.

Klappentext

Von der Psychiatrie durch menschliche Abgründe über Transsexualität bis hin zu Kindheitserinnerungen: Durch diese Sammlung kurzer Geschichten zieht sich ein roter Faden. Je mehr man von ihnen liest, desto näher kommt man dem Wesen des Autors. Diese Texte und Fragmente, ob erfunden oder wahr, sie sind nicht artig, sondern eigen und auf ihre Art anders.
Splitter für Splitter zeigen sie ein Bild von Ingo S. Anders.

Lektüre

Schauen wir uns jetzt die einzelnen Texte näher an. Wirklich viel kann ich nicht verraten, weil viele der Texte wirklich sehr kurz sind (ein oder zwei Buchseiten), aber wir können gemeinsam etwas stöbern.

Zum Buch insgesamt kann ich euch sagen: Das war mein allererstes eigenes Buch! Ich war mega aufgeregt, als ich es Hals über Kopf veröffentlicht habe. Dabei ist eine Menge schief gelaufen und das meiste davon geht auf meine Kappe. Klar, hinterher ist man immer schlauer. Trotzdem bin ich sehr stolz auf mein Werk und lese immer gerne daraus vor.

Die Geschichten sind übrigens alle zwischen 2006 und 2021 entstanden. Für mich ergibt sich ein roter Faden, weil die Geschichten der vier verschiedenen Themenblöcke – Psychiatrie, Identitätssuche, trans* und Kindheitserinnerungen – jeweils zusammengehören und für mich den Abschluss mit den jeweiligen Themen bilden, die ich mit den Geschichten aufgearbeitet habe.

Weiterlesen

Ingo liest anders: live auf der Pride and Books

Ingo liest anders: live auf der Pride and Books

Bei der Pride and Books 2024 in Essen im Unperfekthaus werde ich am 3. August erstmals als Aussteller eine Buchmesse besuchen und zudem habe ich einen Leseslot von zwanzig Minuten ergattert!

Die Pride and Books ist eine noch kleine queere Buchmesse, die erst zum zweiten Mal stattfindet. Wann genau ich auf der Bühne stehen werde, kann ich euch (noch) nicht sagen. Ich gehe davon aus, dass das erst kurzfristig feststehen wird. Die Messe ist von 11-18* Uhr geöffnet.

Ich schwanke noch zwischen zwei Texten. Politik oder Kommerz? Aktivismus oder Eskapismus? Was repräsentiert meine Arbeit eher?

Ich bin auch etwas aufgeregt über die Fragen, ob ich zu wenig Bücher bestellt habe und wie ich überhaupt alles transportieren kann. Werde auch bei dieser Reise wieder die Krücken nehmen.

Ich weiß auch nicht, ob die Flyer reichen werden. Ich bin voll stolz drauf, ich mag die gar nicht aus der Hand geben. xD

*Sorry, da war ich von falschen Öffnungszeiten ausgegangen.

Update:

Meine Lesung ist für 17:20 Uhr geplant. Ich habe mich dann doch für andere Texte entschieden. xD

Gedanklich habe ich meinen Koffer schon zigmal ein- und ausgepackt. -.-

/Update

Sehe ich jemanden von euch dort?

Euer Ingo S. Anders

Meine Kunstadresse.
Folgt mir auch auf Instagram!
Gebt meiner Facebook-Seite ein Like!
Besucht mich bei Wir schreiben queer!

Ingo liest anders: live bei #allabendlichqueer

Ingo liest anders: live bei #allabendlichqueer

Save the date: Ingo S. Anders liest live, online am 16.07.24, ab 19:20 Uhr bei #allabendlichqueer!

Freut euch auf queere Geschichten mit trans* und enby Repräsentation:
Herr Otto Mayer, wie er leibt und lebt, ein Kampf um Damenhygieneartikel und zum Schluss geht es mit dem Schiff ins Glück.

Die Lesung findet als ZOOM-Konferenz statt. Es wird kein Eintritt erhoben.

Helft mir gerne, möglichst viele interessierte Mitmenschen zu erreichen, indem ihr die Einladung teilt.

Euer Ingo S. Anders

Meine Kunstadresse.
Folgt mir auch auf Instagram!
Gebt meiner Facebook-Seite ein Like!
Vernetzt euch mit mir bei storrie.de!
Besucht mich bei Wir schreiben queer!